Ein Leben im Dienst

Lesen Sie zuerst den Artikel und lösen Sie dann die Aufgaben (1–5) zu dem Text. Entscheiden Sie, welche Lösung (a, b oder c) richtig ist.

50% (4 von 8 Personen konnten beim ersten Mal richtig antworten)

Der Alltag weiblicher Hausangestellter um 1900

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Arbeit als Hausmädchen einer der häufigsten Berufe für junge Frauen. Viele Mädchen stammten vom Land und wurden von ihren Eltern in die Stadt geschickt, um dort eine Anstellung zu finden. Der Beruf versprach aus Sicht der Eltern die Chance, dass ihre Töchter nützliche Fähigkeiten für eine spätere Ehefrau erlernten – vor allem im Haushaltsbereich. Dabei waren die Mädchen meist erst 14 oder 15 Jahre alt und mussten sich häufig selbst um eine Stelle bemühen.

Zahlreiche Mädchen wurden ohne jede Vorbereitung sofort in die tägliche Arbeit integriert. Eine Ausbildung oder eine ausführliche Einarbeitung war selten vorgesehen. Kontakte in die Stadt hatten die Familien in der Regel nicht. So nutzten viele Mädchen zweifelhafte Vermittler, die an Bahnhöfen warteten, um eine Anstellung – oft in Gaststätten mit zweifelhaftem Ruf – zu bekommen. Zum Schutz gründeten kirchliche Gruppen sogenannte Bahnhofsmissionen, die den Mädchen zumindest für die erste Nacht Unterkunft boten.

Gegen 1900 arbeiteten Dienstmädchen nicht nur in gutbürgerlichen Häusern, sondern auch in einfacheren Familien. Dennoch war der Alltag überall hart. Die Mädchen hatten keinen geregelten Feierabend, sondern mussten je nach Bedarf der Familie kochen, putzen, waschen, Wasser holen und einkaufen gehen. Der Einkauf war eine der wenigen Gelegenheiten, bei der sie das Haus allein verlassen durften. Fließendes Wasser war noch nicht überall üblich, weshalb Wasser oft aus Brunnen geholt werden musste.

Auch wenn Dienstmädchen im Haus lebten, erhielten sie nur wenig Lohn. Häufig bestand die Bezahlung lediglich aus Unterkunft und Verpflegung. Die Schlafplätze waren meist notdürftig – oft handelte es sich um kleine Abstellkammern oder sogenannte Hängemöbel mit kaum zwei Quadratmetern Fläche. Rückzugsorte oder eigene Zimmer waren selten. Trotzdem war der Beruf für viele Mädchen oft die einzige Chance, einem Leben in der Armut auf dem Land zu entkommen.

Die Eltern hofften, dass ihre Töchter …

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Textbeleg: „Der Beruf versprach aus Sicht der Eltern die Chance, dass ihre Töchter nützliche Fähigkeiten für eine spätere Ehefrau erlernten – vor allem im Haushaltsbereich.“ A (falsch): Eine Rückkehr mit Geld wird nicht erwähnt – das klingt logisch, steht aber nicht im Text. C (falsch): Schulabschluss wird ebenfalls nicht thematisiert – ein moderner Gedanke, aber hier nicht relevant. Logik-Tipp: Wenn eine Option moderne Bildung oder finanziellen Nutzen erwähnt, prüfe immer, ob das auch zur Zeit und Aussage des Textes passt.

a) später mit mehr Geld zur Familie zurückkehren. b) im Haushalt nützliche Fähigkeiten für das Eheleben erwerben. c) in der Stadt einen Schulabschluss machen können.

 

Eine Arbeitsstelle fanden die Mädchen meistens …

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Textbeleg: „So nutzten viele Mädchen zweifelhafte Vermittler, die an Bahnhöfen warteten, um eine Anstellung […] zu bekommen.“ A (falsch): Es ist explizit die Rede davon, dass die Mädchen allein waren – also ohne Empfehlung oder Unterstützung. C (falsch): Zeitungen oder offizielle Anzeigen werden nicht genannt – Ablenkung durch scheinbar bürokratische Option. Logik-Tipp: Wenn Vermittlungswege genannt werden, muss man sich fragen: Wurde das konkret im Text erwähnt – und in welchem Ton?

a) über persönliche Empfehlungen der Familien. b) mithilfe von Vermittlern an Bahnhöfen. c) durch Anzeigen im lokalen Amtsblatt.

 

Dienstmädchen mussten …

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Textbeleg: „Die Mädchen hatten keinen geregelten Feierabend, sondern mussten je nach Bedarf der Familie kochen, putzen, waschen, Wasser holen und einkaufen gehen.“ B (falsch): Der Text widerspricht klar – es gab keine festen Arbeitszeiten. C (falsch): Pflege älterer Menschen wird nicht erwähnt – typischer Inhaltswechsel, der wie eine echte Aufgabe wirkt. Logik-Tipp: Aussagen mit Einschränkungen („nur vormittags“) sind oft bewusst gegensätzlich zur Aussage im Text formuliert.

a) rund um die Uhr einsatzbereit sein. b) nur vormittags und am frühen Abend arbeiten. c) vor allem ältere Menschen im Haushalt pflegen.

 

Der Einkauf …

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Textbeleg: „Der Einkauf war eine der wenigen Gelegenheiten, bei der sie das Haus allein verlassen durften.“ B (falsch): Im Gegenteil – sie selbst gingen einkaufen, das wird sogar betont. C (falsch): Es gibt keine Altersgrenze für Einkäufe im Text – rein spekulativ. Logik-Tipp: Wenn ein Detail wie „Alter“, „Verbot“ oder „immer“ in einer Distraktoroption auftaucht, ist das oft ein Warnsignal für eine Falle.

a) war eine Gelegenheit, das Haus ohne Begleitung zu verlassen. b) wurde grundsätzlich von anderen Angestellten übernommen. c) war verboten, wenn das Mädchen unter 16 war.

 

Als Lohn erhielten viele Dienstmädchen …

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Textbeleg: „Auch wenn Dienstmädchen im Haus lebten, erhielten sie nur wenig Lohn. Häufig bestand die Bezahlung lediglich aus Unterkunft und Verpflegung.“ B (falsch): Ein eigenes Zimmer wird als selten beschrieben – also nicht Standard. C (falsch): Ausbildung im Haushalt wird nicht als Ziel des Lohnsystems erwähnt. Logik-Tipp: Wenn bei „Belohnung“ oder „Lohn“ realistisch klingende Ideen auftauchen (z. B. Ausbildung oder Taschengeld), muss man prüfen: Wird das im Text bestätigt – oder nur logisch ergänzt?

a) hauptsächlich Unterkunft und Verpflegung. b) ein eigenes Zimmer und regelmäßiges Taschengeld. c) Essensmarken und eine Ausbildung im Haushalt.

 


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