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Alma – die Königin vom Land
Alma ist keine gewöhnliche Kuh. Sie gilt als eine der beeindruckendsten Holstein-Rinder Europas – und hat jetzt auch den Sprung auf die Kinoleinwand geschafft. In mehreren Lichtspielhäusern in Nordmark wurde vor Kurzem ein Dokumentarfilm über das Tier und das Leben auf dem Hof ihrer Besitzerfamilie vorgestellt. Der Titel des Films: „Die Kuh Alma“.
Was ursprünglich als klassische Reportage über moderne Milchviehhaltung geplant war, verwandelte sich durch eine Begegnung in etwas ganz anderes. Die Regisseure Silke Dornfeld und Lukas Eberwein wollten eigentlich eine Sachdokumentation über die Holsteinrasse drehen, die weltweit als besonders leistungsfähig in der Milchproduktion gilt. Obwohl der Name „Holstein“ auf deutsche Herkunft schließen lässt, wurde diese Rasse in den USA weiterentwickelt und ist heute global verbreitet.
Während der Vorbereitungen stießen die Filmemacher auf den Hof der Familie Bardenhorst im Dorf Feldenau. Als sie dort mit den Dreharbeiten beginnen wollten, fiel ihr Blick auf Alma. Ihre Erscheinung, ihr ruhiger Gang und ihre Ausstrahlung beeindruckten das Filmteam so sehr, dass sie kurzerhand das gesamte Konzept umwarfen. Statt einer allgemeinen Reportage sollte nun Alma selbst zur Protagonistin werden.
Zwischen Alltag und Auszeichnungen
Alma hat in ihrem Leben schon mehrere Preise bei internationalen Tierschauen gewonnen – zuletzt in Norditalien, wo sie unter die Top 5 kam. Matthias Bardenhorst, der Besitzer der Kuh, beschreibt sie als „Ausnahmetier mit Charakter“. Gemeinsam mit seiner Frau Friederike gewährt er im Film Einblick in den Alltag eines modernen Bauernhofs – mit all seinen schönen, aber auch fordernden Seiten.
Die Kamera begleitet Alma durch Stall, Weide und Showhalle, zeigt daneben aber auch das Leben der gesamten Familie. Besonders Friederike Bardenhorst beschreibt ihre persönliche Verbindung zu den Tieren. Für sie sind Kühe mehr als nur Wirtschaftsfaktor – sie sprechen von Nähe, Vertrautheit, manchmal sogar Trost. Gleichzeitig weiß sie, dass sich ein Hof ohne wirtschaftlichen Erfolg nicht halten lässt: „Am Ende zählt, wie viel Milch produziert wird oder ob ein Kalb verkauft werden kann.“
Gesundheit, Hoffnung und Wandel
Auch Almas gesundheitliche Probleme spielen eine Rolle: Eine Zeit lang konnte sie kein Kalb bekommen, was für den Betrieb ein Nachteil war. Die Operation, die sie schließlich durchlief, brachte jedoch den gewünschten Erfolg – und Alma wurde Mutter. All das ist Teil der Geschichte, die der Film erzählt.
Über die Jahre hinweg hat sich nicht nur Almas Leben verändert. Auch bei Familie Bardenhorst gab es Neuzugänge: Zwei Kinder wurden geboren, das Filmteam war über Jahre regelmäßig zu Gast. Aus einer professionellen Zusammenarbeit wurde eine freundschaftliche Verbindung. „Als Silke und Lukas kamen, war es irgendwann ganz normal“, erinnert sich Friederike mit einem Lächeln.
Ein Film über mehr als nur eine Kuh
Neben der persönlichen Geschichte wird auch das wirtschaftliche Umfeld beleuchtet. Milchpreise sinken, der Wettbewerb nimmt zu. Viele Konsumenten entscheiden sich im Supermarkt für das billigste Produkt – ohne zu hinterfragen, wie es hergestellt wurde. Der Film deutet diese Problematik an, ohne sie in den Mittelpunkt zu stellen.
„Die Kuh Alma“ wurde kürzlich unter die fünfzehn besten deutschsprachigen Dokumentarfilme des Jahres gewählt und ist damit für den renommierten Lichtbild-Preis nominiert. Die Jury lobte vor allem die Nähe zu den Protagonisten und die besondere filmische Ruhe. Schwieriger ist es offenbar, Kinobetreiber für das Projekt zu gewinnen. „Was sollen wir mit einer Kuh?“, hieß es oft. Vielleicht würde sich das ändern, wenn sie Alma selbst einmal begegneten.