Grenzerfahrungen

Lesen Sie zuerst den Artikel und lösen Sie dann die Aufgaben (1–5) zu dem Text. Entscheiden Sie, welche Lösung (a, b oder c) richtig ist.

50% (2 von 4 Personen konnten beim ersten Mal richtig antworten)

Grenzerfahrungen üben auf viele Menschen eine besondere Anziehungskraft aus, weil sie uns an die Grenzen des Machbaren und zugleich an die Grenzen unserer eigenen Persönlichkeit führen. Wer sich auf das Unbekannte einlässt, erlebt nicht nur die Natur neu, sondern auch sich selbst.

Der Forscher und Expeditionsleiter Martin Krüger spricht über die Faszination solcher Erlebnisse und ihren tieferen Sinn.

Das Wort „Abenteuer“, das in meinem Zusammenhang so oft gebraucht wird, habe ich stets anders verstanden. Für mich geschieht Abenteuer im Kopf. Es ist die Freiheit, das Unmögliche zu denken und das zu versuchen, wovon andere sofort behaupten: Das ist unmöglich.

Schon als Jugendlicher hat mich diese Freiheit, aufzubrechen, geprägt. Das Eintauchen in wilde Landschaften gibt einem eine ungeheure Kraft. Doch Träume, aus denen echte Visionen entstehen, gehören nicht nur einer einzelnen Person, sondern der Gesellschaft als Ganzes. Visionen treiben schließlich Handlungen an. Und wenn man sich umsieht, erkennt man unzählige Probleme. Deshalb brauchen wir dringend mehr Menschen mit Weitblick – vor allem, wenn es um Natur- und Klimaschutz geht.

Mich haben die Eisregionen seit jeher begeistert. Sie sind wie ein Spiegel des Unbekannten: ohne Ausrüstung unbewohnbar, aber von einzigartiger Schönheit. Erobern im klassischen Sinne müssen wir dort nichts mehr – es gibt keine weißen Flecken auf den Karten. Doch auf meiner persönlichen inneren Landkarte finde ich diese leeren Stellen. Wenn ich mich auf diese Landschaften einlasse, entdecke ich zugleich mich selbst.

Ein besonders prägendes Erlebnis war eine Expedition zum Nordpol, die ich 1993 leitete. Mit einem internationalen Team aus neun Nationen legten wir über 1.200 Kilometer auf dem gefrorenen Meer zurück. Das war kein Spaziergang: Erfrierungen, Schmerzen, Hunger begleiteten uns. Aber genau dadurch kam man der Natur sehr nahe. Für mich gilt bis heute: Der Weg selbst ist das Ziel. Acht verschiedene Kulturen, die gemeinsam eine so schwere Aufgabe meistern mussten – das ist eine Schule fürs Leben.

Oft werde ich gefragt: „Wem nützt das?“ Zuerst nützt es mir, weil ich meine Träume lebe, ohne anderen dadurch zu schaden. Gleichzeitig sehe ich meine Reisen als Möglichkeit, Menschen Einblicke in Landschaften zu verschaffen, die sie selbst nie erleben können. Ich reise stellvertretend, um auf diese Naturräume und die dort lebenden indigenen Gemeinschaften aufmerksam zu machen, die von Veränderungen meist als Erste betroffen sind.

Ich wollte nie völlig aussteigen oder alle Brücken abbrechen. Freunde und Familie sind für mich ebenso wichtig wie das Unterwegssein. Aber ich erkenne die Schattenseiten der modernen Zivilisation: Wer sich dauerhaft von der Natur entfernt, verliert das Gespür für die wesentlichen Fragen des Lebens. Diese Angst habe ich heute nicht mehr – auch wenn ich große Teile des Jahres draußen verbringe, wo ganz andere Regeln gelten. Dort lernt man Demut – vor der Natur, vor dem Leben selbst.

Darüber hinaus versuchen wir, unsere Erfahrungen an junge Menschen weiterzugeben. Im Sommer 2009 organisierten wir auf Grönland ein Jugendcamp, an dem sogar Schüler aus Argentinien teilnahmen. Unter wissenschaftlicher Anleitung erhielten sie theoretisches Wissen über die Polarregion, und wir nahmen sie auch hinaus ins Eis, damit sie spüren konnten, wie ein Gletscher wirklich ist. Wir möchten die Jugend für diese einzigartige Natur begeistern, damit sie als Botschafter in ihre Heimat zurückkehren und ihre Altersgenossen sensibilisieren.

In naher Zukunft brechen wir erneut ins Eis auf. Für mich ist das immer wie eine Reise in eine andere Welt – und zugleich freue ich mich jedes Mal darauf, wieder heimzukommen.

Martin Krüger findet Visionen wichtig, weil sie

Schließen

  • a) die Menschen dazu bewegen, aktiv zu werden. ✅
    Im Text heißt es: „Visionen treiben schließlich Handlungen an.“ → Visionen sorgen dafür, dass Menschen etwas tun. Das passt genau.
  • b) zeigen, wie man berufliche Karriere macht.
    Davon ist im Text keine Rede. Es geht nicht um Beruf, sondern um gesellschaftliche Wirkung von Visionen.
  • c) Politikern bei der Umsetzung ihrer Programme helfen.
    Auch dies wird nicht erwähnt. Visionen werden allgemein für alle Menschen wichtig dargestellt, nicht speziell für Politiker.

a) die Menschen dazu bewegen, aktiv zu werden. b) zeigen, wie man berufliche Karriere macht. c) Politikern bei der Umsetzung ihrer Programme helfen.

 

Nach Meinung von Martin Krüger ist es eine Herausforderung,

Schließen

  • a) immer neue geografische Gebiete zu erobern.
    Der Text betont: „Erobern im klassischen Sinne müssen wir dort nichts mehr – es gibt keine weißen Flecken.“ → Also falsch.
  • b) durch die Auseinandersetzung mit der Natur sich selbst zu entdecken. ✅
    Wörtlich heißt es: „Wenn ich mich auf diese Landschaften einlasse, entdecke ich zugleich mich selbst.“ → Genau das ist gemeint.
  • c) die Eisregionen wirtschaftlich zu nutzen.
    Der Text lehnt industrielle Nutzung klar ab. Also falsch.

a) immer neue geografische Gebiete zu erobern. b) durch die Auseinandersetzung mit der Natur sich selbst zu entdecken. c) die Eisregionen wirtschaftlich zu nutzen.

 

Bei seiner Nordpolexpedition 1993 war für Martin Krüger die wichtigste Erfahrung,

Schließen

  • a) trotz Kälte und Strapazen Freude zu empfinden.
    Im Text steht, dass es mit Schmerzen und Erfrierungen verbunden war. Es ging aber nicht um Spaß, sondern um die Erfahrung im Team.
  • b) ein gefrorenes Meer von über 1.200 Kilometern zu überqueren.
    Zwar wird diese Zahl erwähnt, aber nicht als wichtigste Erfahrung, sondern als Beschreibung der Strecke.
  • c) im internationalen Team Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenzubringen. ✅
    Wörtlich: „Acht verschiedene Kulturen, die gemeinsam eine so schwere Aufgabe meistern mussten – das ist eine Schule fürs Leben.“ → Genau das ist die Kernaussage.

a) trotz Kälte und Strapazen Freude zu empfinden. b) ein gefrorenes Meer von über 1.200 Kilometern zu überqueren. c) im internationalen Team Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenzubringen.

 

Martin Krüger betrachtet seine Expeditionen als Möglichkeit,

Schließen

  • a) ökologisch verträglichen Tourismus aufzubauen.
    Im Text wird kein Tourismus erwähnt. Es geht nicht um Reisen für Besucher.
  • b) sich für die Natur und die indigenen Völker der Polarregionen einzusetzen. ✅
    Der Text betont ausdrücklich: „Ich reise stellvertretend, um auf diese Naturräume und die dort lebenden indigenen Gemeinschaften aufmerksam zu machen.“ → Das ist die richtige Antwort.
  • c) rein wissenschaftliche Projekte zu realisieren.
    Expeditionen haben zwar oft Wissensaspekt, aber hier sieht Krüger sie vor allem als Plattform für Engagement. Also falsch.

a) ökologisch verträglichen Tourismus aufzubauen. b) sich für die Natur und die indigenen Völker der Polarregionen einzusetzen. c) rein wissenschaftliche Projekte zu realisieren.

 

Das Ziel von Martin Krüger ist es, dass Jugendliche

Schließen

  • a) die Polarregion ausschließlich wissenschaftlich erforschen.
    Jugendliche haben zwar theoretisches Wissen bekommen, aber das Ziel war nicht rein Forschung.
  • b) als Botschafter für die Einzigartigkeit dieser Natur in ihre Heimatländer zurückkehren. ✅
    Der Text sagt: „Wir möchten die Jugend für diese einzigartige Natur begeistern, damit sie als Botschafter in ihre Heimat zurückkehren und andere sensibilisieren.“ → Genau das passt.
  • c) später politische Vertreter ihres Staates werden.
    Politik spielt hier keine Rolle. Das Ziel ist Bewusstsein, nicht politische Karriere.

a) die Polarregion ausschließlich wissenschaftlich erforschen. b) als Botschafter für die Einzigartigkeit dieser Natur in ihre Heimatländer zurückkehren. c) später politische Vertreter ihres Staates werden.

 


Um mit den Übungen fortzufahren, müssen Sie sich kostenlos registrieren oder sich bei Ihrem Konto einloggen.

Andere B2 Telc Übungen auswählen