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Die neue Clara-Schumann-Akademie
Ein Bildungsmodell für junge Menschen mit besonderem Lernpotenzial
LICHTENFELS. In einem scheinbar gewöhnlichen Geschichtsunterricht erzählt die Lehrkraft gerade von frühen Mittelmeerkulturen. Trotzdem schweifen viele Jugendliche gedanklich ab: Einige planen den Kostümstil für den kommenden Schulball, andere schicken kleine Notizen quer durch die Klasse oder lästern scherzhaft über den Pullover ihres Lehrers.
Begabte Jugendliche bleiben Jugendliche
Auch außergewöhnlich leistungsstarke Kinder unterscheiden sich im Alltag kaum von anderen Gleichaltrigen, betont Dr. Mira Kranewitz, Psychologin an der seit September eröffneten Clara-Schumann-Akademie.
Leistungsstärke bedeutet nicht emotionale Reife – Liebeskummer, Stress mit Eltern oder der ganz normale Wirbel der Pubertät bleiben Bestandteil ihres Lebens.
Der entscheidende Unterschied liegt woanders: Viele Hochbegabte mussten sich laut Kranewitz „in ihrer bisherigen Schullaufbahn nicht anstrengen und sind daher kaum gewohnt, ihre Lernzeit wirklich zu planen“.
Anspruch als Voraussetzung für Entwicklung
Um diesen Kindern endlich die passenden Herausforderungen zu bieten, setzt das Konzept der Akademie auf:
Dazu kommt eine individuelle Talentförderung: Wer in einem Fach auffällt oder sich besonders für ein Thema begeistert, erhält vertiefende Aufgaben und Zusatzmaterial.
Die Umstellung war für viele zunächst heftig: Eine Lernbelastung von etwa 38–40 Stunden pro Woche wirkte auf einige wie ein Kulturschock.
Doch Pädagoge Herr Lessing, der die Klassen begleitet, ist überzeugt:
„Besser, dieser Schock passiert mit 13 oder 14 – und nicht als Erstsemester an einer Universität.“
Laut aktuellen (potenziell veränderlichen) Daten des deutschen Bildungsministeriums (2023) scheitern rund 15–20 % besonders begabter junger Menschen später im Studium oder wechseln überdurchschnittlich oft die Studienrichtung, weil sie nie gelernt haben, kontinuierlich zu arbeiten, obwohl ihnen alles früher mit minimalem Aufwand gelang.
Wer zählt als hochbegabt?
Die Clara-Schumann-Akademie richtet sich an Kinder, die in mindestens einem schulischen Bereich deutlich über dem Durchschnitt liegen. Schätzungen aus Österreich und Deutschland (2024) zufolge gelten etwa 2–3 % der Kinder als eindeutig hochbegabt, während rund 15 % ein „überdurchschnittliches Potenzial“ zeigen.
Nach einem Aufnahmeverfahren werden aus jährlich etwa 80 Bewerberinnen und Bewerbern 32 Kinder ausgewählt und von einem Team aus 30 Lehrkräften intensiv betreut.
Die besondere Lernumgebung ermöglicht es ihnen, endlich ohne Spott oder Überforderung ihrer Mitschüler zu arbeiten – ein Punkt, den die Schulpsychologin besonders betont: „Viele Hochbegabte lernen zum ersten Mal, ohne sich verstellen zu müssen.“
Zudem, so erklärt Lessing, gehe es dem Schulversuch nicht darum, besonders talentierte Kinder von anderen abzugrenzen. Viel wichtiger sei es, „Modelle zu entwickeln, wie sich diese Art der Begabtenförderung langfristig in den regulären Schulbetrieb übertragen lässt“.

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