Die Kleinen wollen’s wissen

Lesen Sie folgenden Text aus einer Zeitschrift. Diskutieren Sie mit Ihrem Partner / Ihrer Partnerin über den Inhalt des Textes, bringen Sie Ihre Erfahrungen ein und äußern Sie Ihre Meinung. Begründen Sie Ihre Argumente. Sprechen Sie über mögliche Lösungen.

Für mehr als 500 Kinder wurde es spannend, als sie sich im großen Hörsaal der Universität Tübingen trafen, um an einer besonderen Veranstaltungsreihe teilzunehmen. Seit 2002 bietet die Universität als erste deutsche Hochschule spezielle Vorlesungen für Kinder in den Sommerferien an – und zwar ohne Schulstress oder Notendruck. Stattdessen dürfen die jungen Teilnehmer gespannt zuhören, Fragen stellen und neugierig sein.

Das Angebot richtet sich insbesondere an Kinder zwischen acht und zwölf Jahren, die großes Interesse an wissenschaftlichen Themen zeigen. Typische Vorträge beschäftigen sich zum Beispiel mit Fragen wie: "Warum ist Spielen so wichtig?", "Warum müssen Lebewesen sterben?" oder "Warum sind Roboter nicht so klug wie Menschen?".

Die erste Kinderuniversität im deutschsprachigen Raum wurde 2001 in Innsbruck gegründet, nachdem zehn Jahre zuvor ein sensationeller Fund – die Mumie "Ötzi" – in Österreich entdeckt wurde. Heute existieren über 50 Kinderunis in Deutschland, die aus dem akademischen Alltag kaum noch wegzudenken sind.

Nicht alle befürworten dieses Konzept uneingeschränkt. Besonders Mediziner und Eltern betonen zwar, dass Kinderunis eine großartige Möglichkeit zum Lernen darstellen, warnen aber gleichzeitig davor, dass körperliche Bewegung dabei nicht zu kurz kommen darf. Viele Kinder bewegen sich ohnehin zu wenig, was langfristig gesundheitliche Probleme verursachen kann.

Auch bei Eltern stößt die Idee manchmal auf Skepsis. Michael König, selbst Vater von zwei Kindern, erklärt, dass solche Angebote bislang hauptsächlich von leistungsstarken Schülern wahrgenommen werden. Er fordert mehr Programme, die auch schwächere Schüler gezielt fördern.

Dennoch: Die jungen Teilnehmer in Tübingen berichten begeistert davon, wie viel Spaß ihnen Wissenschaft macht. Die steigende Zahl der Anmeldungen spricht dafür, dass Kinderunis auch zukünftig ein fester Bestandteil im Bildungsangebot bleiben werden.

Beispiel

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Kandidat A:
Im Text wird beschrieben, dass Kinderuniversitäten ein großartiges Angebot für wissbegierige Kinder sind, die freiwillig in ihrer Freizeit an spannenden Vorlesungen teilnehmen. Ich persönlich finde diese Idee hervorragend. Kinder lernen hier spielerisch Wissenschaft kennen, ohne den Stress von Noten und Prüfungen. Was denkst du darüber? Findest du Kinderunis auch sinnvoll?

Kandidat B:
Grundsätzlich finde ich es gut, dass Kinder früh für Wissenschaft begeistert werden. Aber ich sehe auch kritische Punkte. Nicht jedes Kind braucht in den Ferien zusätzlichen Unterricht. Ferien sollten eigentlich eine Zeit für Erholung und Bewegung sein, und ich habe die Sorge, dass solche Angebote genau das verdrängen. Kinder, die ohnehin schon wenig draußen spielen, sitzen dann auch noch in Vorlesungen.

Kandidat A:
Das stimmt, ein gesundes Maß an Bewegung ist sehr wichtig. Aber ich denke, Kinderunis ersetzen ja nicht den gesamten Ferienalltag. Es sind freiwillige Angebote, oft nur ein paar Tage oder einzelne Veranstaltungen. Für Kinder, die wirklich Interesse haben und sich gerne mit neuen Themen beschäftigen, ist das eine riesige Chance. Sie lernen, eigene Fragen zu stellen und Antworten zu suchen – das fördert ihre Neugier und ihren Entdeckerdrang.

Kandidat B:
Das sehe ich ein. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass vor allem leistungsstarke Kinder davon profitieren. Was ist mit jenen, die ohnehin schon Probleme in der Schule haben? Diese Kinder brauchen ganz andere Förderkonzepte, nicht noch mehr Vorlesungen, die sie eventuell überfordern könnten. Vielleicht müsste man gezielter darauf achten, wie solche Programme gestaltet sind und welche Kinder sie tatsächlich erreichen.

Kandidat A:
Da hast du einen wichtigen Punkt angesprochen. Ich denke, Kinderunis sollten unbedingt inklusiver gestaltet werden. Vielleicht könnten spezielle Veranstaltungen angeboten werden, die unterschiedliche Leistungsniveaus berücksichtigen. Wichtig bleibt aber, dass man den Kindern die Möglichkeit gibt, Wissenschaft in einer lockeren, spannenden Atmosphäre kennenzulernen – unabhängig davon, wie gut sie in der Schule sind.

Kandidat B:
Ja, das würde ich unterstützen. Außerdem sollte bei der Gestaltung solcher Programme darauf geachtet werden, dass die Kinder nicht nur kognitiv, sondern auch körperlich gefördert werden. Vielleicht könnte man sportliche Aktivitäten einbauen, wie kleine Experimente im Freien oder Bewegungsspiele rund um wissenschaftliche Themen. So könnten Lernen und Bewegung besser miteinander verbunden werden.

Kandidat A:
Das ist eine tolle Idee! Wissenschaft begreifbar machen – im wahrsten Sinne des Wortes. Und ich glaube, wenn Kinder sehen, dass Lernen nicht nur bedeutet, still zu sitzen und zuzuhören, sondern dass es auch aktiv und kreativ sein kann, dann profitieren noch mehr Kinder davon. Insgesamt finde ich: Kinderunis sind ein großer Gewinn, wenn sie gut durchdacht und breit angelegt sind.

Kandidat B:
Da bin ich am Ende auch deiner Meinung. Mit einem ausgewogenen Konzept – Bildung und Bewegung gleichermaßen – könnten Kinderunis tatsächlich einen wichtigen Beitrag zur Förderung von jungen Menschen leisten. Wichtig bleibt nur, dass der Spaß und die Freizeit nicht komplett verloren gehen.

Kandidat A:
Genau. Kinder sollen schließlich Kinder bleiben dürfen – neugierig, verspielt und voller Tatendrang.

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