Letzte Aktualisierung: vor 4 Tagen
Telc
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Nur wenig oder gar kein Einkommen, kaum Chancen auf eine Karriere, und trotzdem Zufriedenheit:
Das ergab eine Umfrage unter Praktikanten in Deutschland. Praktika sollen jungen Menschen während ihrer Ausbildung Einblicke in die spätere Berufswelt ermöglichen.
Fast zwei Drittel der Befragten äußerten sich zufrieden mit den gesammelten Erfahrungen – obwohl sie dafür oft nur sehr wenig oder gar keine Vergütung erhielten. Besonders zufrieden zeigten sich Praktikanten in Branchen wie der Konsumgüterindustrie, bei Versicherungen, in der Telekommunikation oder im Bereich Internet/Multimedia, wo etwa 84 Prozent positive Rückmeldungen gaben.
Anders sieht es im Bereich Gastronomie und Metallverarbeitung aus: Dort waren mehr als 50 Prozent der Praktikanten unzufrieden mit ihren Erfahrungen.
Ein auffälliger Unterschied besteht auch zwischen Hochschulabsolventen und Absolventen anderer Ausbildungsgänge: Je höher der Bildungsabschluss der Praktikanten, desto zufriedener waren sie mit dem Praktikum. Dies könnte damit zusammenhängen, dass Hochschulabsolventen zwar viel theoretisches Wissen erwerben, jedoch wenig Praxiserfahrung sammeln konnten.
Manche Experten bezeichnen das "Generation Praktikum"-Phänomen als ein von den Medien übertrieben dargestelltes Problem. In der Realität, so sagen sie, sei es nur in wenigen Branchen üblich, dass Praktikanten nach Ende ihres Einsatzes keine feste Anstellung finden.
Mehrere politische Versuche, Praktikanten gesetzlich besser zu schützen, indem Mindestlöhne oder feste Arbeitsverträge eingeführt werden sollten, blieben bisher jedoch erfolglos.
Kandidat A:
Im Text wurde deutlich, dass viele Praktikanten trotz wenig oder gar keiner Bezahlung zufrieden mit ihren Erfahrungen sind. Ich persönlich denke, Praktika sind eine großartige Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln, auch wenn sie nicht gut bezahlt werden. Gerade für Berufseinsteiger ist es wichtig, einen realistischen Einblick in den Arbeitsalltag zu bekommen. Wie siehst du das? Findest du unbezahlte Praktika in Ordnung?
Kandidat B:
Ich sehe das deutlich kritischer. Meiner Meinung nach nutzen viele Unternehmen Praktikanten aus, indem sie sie für reguläre Aufgaben einsetzen, aber dafür kaum oder gar nichts bezahlen. Gerade für Studierende, die ohnehin schon finanzielle Belastungen haben, ist das sehr ungerecht. Praktische Erfahrung hin oder her – Arbeit sollte auch entlohnt werden. Sonst profitieren nur die Unternehmen und nicht die jungen Menschen.
Kandidat A:
Dein Argument kann ich gut nachvollziehen. Andererseits denke ich, dass die Unternehmen auch ein gewisses Risiko eingehen, wenn sie Praktikanten beschäftigen. Nicht jeder Praktikant bringt sofort einen Mehrwert für die Firma. Außerdem bleibt ein Praktikum oft freiwillig und bietet die Chance, Kontakte zu knüpfen oder sich einen festen Arbeitsplatz zu sichern. Langfristig können sich unbezahlte Praktika also durchaus auszahlen.
Kandidat B:
Natürlich können Praktika eine Tür öffnen, aber die Realität zeigt auch, dass viele junge Menschen von Praktikum zu Praktikum wandern, ohne je eine feste Stelle zu bekommen. Besonders in bestimmten Branchen wie der Medien- oder Kreativwirtschaft ist das leider die Norm geworden. Hier entsteht eine unfaire Abhängigkeit: Wer sich ein unbezahltes Praktikum nicht leisten kann, bleibt außen vor. Das ist eine große soziale Ungerechtigkeit.
Kandidat A:
Du hast Recht, dass nicht jeder die finanziellen Mittel hat, ein unbezahltes Praktikum zu absolvieren. Vielleicht sollte es stärker reguliert werden – zum Beispiel durch verpflichtende Mindestvergütungen oder feste Regeln zur Dauer von Praktika. Aber gleichzeitig denke ich, dass Praktika, wenn sie gut betreut sind, eine wichtige Lernchance darstellen, die junge Menschen wirklich auf den Beruf vorbereiten kann.
Kandidat B:
Ja, wenn die Qualität stimmt, kann ein Praktikum tatsächlich sehr hilfreich sein. Aber ohne gesetzliche Regelungen bleibt es ein Glücksspiel, ob ein Praktikant wirklich gefördert wird oder einfach nur als billige Arbeitskraft eingesetzt wird. Ich finde, hier müsste die Politik endlich handeln und verbindliche Standards setzen, damit Praktika eine faire Chance für alle werden – unabhängig vom Geldbeutel der Eltern.
Kandidat A:
Da sind wir uns am Ende gar nicht so uneinig. Ich denke auch, dass Praktika mehr sein sollten als bloße Arbeitskraft zum Nulltarif. Aber gleichzeitig sollte man auch nicht vergessen, dass ein Praktikum in erster Linie eine Lerngelegenheit ist – und diese Chance sollte man nicht unterschätzen.
Kandidat B:
Absolut. Praktika müssen Lernmöglichkeiten bleiben – aber unter Bedingungen, die fair für alle Beteiligten sind.