Letzte Aktualisierung: vor 4 Tagen
Telc
Deutsch
Trinkgeld – mehr als nur eine nette Geste?
Ob im Hotel, beim Friseur oder im Taxi – Trinkgeld zu geben ist in vielen Situationen üblich. Doch warum eigentlich? Schließlich bezahlt man doch schon für die Dienstleistung. Muss man dann wirklich noch extra honorieren?
Grundsätzlich gilt das Trinkgeld als freiwillige Anerkennung für eine freundliche, kompetente oder besonders zuvorkommende Dienstleistung. Manche interpretieren es sogar als kleinen Anreiz für besseren Service oder – im schlimmsten Fall – als eine Form der verdeckten Bestechung, besonders wenn Trinkgeld schon im Voraus erwartet wird.
In vielen Fällen stehen wir beim Trinkgeldgeben selbst im Mittelpunkt: Wir werden persönlich betreut, chauffiert oder bedient, und zeigen unsere Dankbarkeit mit einer kleinen zusätzlichen Zahlung. Gerade in Berufen wie in der Gastronomie, bei Friseuren oder Taxifahrern gehört das Trinkgeld oft indirekt zum Gehalt, da die Grundlöhne häufig eher niedrig angesetzt sind. Mitarbeitende sind hier auf die Großzügigkeit der Gäste angewiesen.
Allerdings sollte die Höhe des Trinkgeldes nicht direkt auf die Großzügigkeit oder finanzielle Möglichkeiten eines Menschen zurückgeführt werden. Auch Menschen mit wenig Einkommen können Dankbarkeit zeigen, selbst wenn sie nur kleine Beträge geben. Zudem sollte niemand verpflichtet sein, Trinkgeld zu zahlen – ein höfliches "Danke" oder ein freundliches Lächeln können ebenfalls Wertschätzung ausdrücken.
Interessant ist, dass es große Unterschiede bei der Trinkgeldkultur gibt: Während in Deutschland etwa 5–10 % üblich sind, gilt in den USA ein Trinkgeld von 15–20 % fast als verpflichtend. In anderen Ländern wie Japan wird Trinkgeld hingegen als Beleidigung empfunden. Deshalb ist es ratsam, sich vor Auslandsreisen über lokale Gepflogenheiten zu informieren.
Übrigens: In manchen modernen Zahlungsapps wird heute bereits automatisch ein Trinkgeldvorschlag gemacht – was die Diskussion neu entfacht hat, ob und wann Trinkgeld noch wirklich freiwillig ist.
Kandidat A:
Also ich finde, Trinkgeld ist auch heute noch wichtig. Es ist eine einfache Art, sich für guten Service zu bedanken. Gerade in Berufen, wo die Grundlöhne niedrig sind, hilft Trinkgeld, ein faires Einkommen zu ermöglichen.
Kandidat B:
Ich sehe das ein bisschen anders. Für mich sollte guter Service selbstverständlich sein, schließlich bezahle ich ja schon für die Leistung. Warum sollte ich noch zusätzlich Geld geben müssen, nur damit jemand freundlich zu mir ist?
Kandidat A:
Natürlich bezahlt man die Leistung – aber Trinkgeld ist eine Art Wertschätzung. Besonders in der Gastronomie oder im Hotelgewerbe ist es ein Zeichen des Respekts. Außerdem kann ein kleiner Betrag einen großen Unterschied für die Mitarbeitenden machen.
Kandidat B:
Aber es entsteht doch ein gesellschaftlicher Druck. Wer kein Trinkgeld gibt, wird schnell als geizig abgestempelt. Und was ist mit Menschen, die sich teure Restaurantbesuche ohnehin kaum leisten können? Die sollen dann noch extra zahlen?
Kandidat A:
Niemand ist gezwungen, Trinkgeld zu geben. Es sollte eine freiwillige Geste bleiben. Aber ich finde, wenn ich guten Service bekomme, gebe ich gerne etwas extra. Es ist auch eine Motivation für die Mitarbeitenden, weiterhin freundlich und engagiert zu bleiben.
Kandidat B:
Ich denke, die Lösung müsste eine andere sein: Die Arbeitgeber sollten von Anfang an faire Löhne zahlen, sodass die Angestellten nicht auf Trinkgeld angewiesen sind. Dann wäre guter Service nicht von zusätzlichem Geld abhängig.
Kandidat A:
Das wäre natürlich ideal. Faire Löhne sind absolut wichtig. Aber so lange das noch nicht überall umgesetzt ist, halte ich Trinkgeld für eine pragmatische Lösung, um Wertschätzung zu zeigen.
Kandidat B:
Vielleicht wäre es auch hilfreich, wenn Restaurants und Hotels transparenter damit umgehen würden – etwa durch einen Hinweis auf der Rechnung, ob Trinkgeld erwartet wird oder nicht. So könnte man Missverständnisse vermeiden.
Kandidat A:
Eine gute Idee. Vielleicht sollten wir generell klarer kommunizieren, dass Trinkgeld keine Pflicht, sondern ein freiwilliges Dankeschön ist. So könnten sowohl Mitarbeitende als auch Kunden entspannter damit umgehen.