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Ein kleiner Apparat mit großer Wirkung – die Geschichte der Parkzeitregulierung in Deutschland
Am 3. Februar 1956 kam es in der damals industriell geprägten Stadt Lichtenwalde, nahe der fiktiven Grenze zu Belgien, zu einem Ereignis, das den Alltag vieler Autofahrer verändern sollte. In der Lindenstraße staunten die Anwohner nicht schlecht: 18 metallene Säulen, etwa anderthalb Meter hoch, standen plötzlich am Straßenrand. Auf ihren runden Aufsätzen prangte gut sichtbar der Hinweis: „Einwurf: 15 Pfennig – Parkdauer 60 Minuten“. Damit hatte Deutschland seine ersten Parkzeitmesser.
Lediglich zwei europäische Städte, Arvensee in der Schweiz und Nordholm in Schweden, hatten zuvor vergleichbare Geräte eingeführt, um das stundenlange Blockieren innerstädtischer Parkplätze zu unterbinden. In Lichtenwalde wurde der Erlös zunächst für soziale Projekte verwendet – etwa zur Unterstützung älterer Menschen, invalider Kriegsheimkehrer und verwaister Kinder. Die Stadtverwaltung war überzeugt: Wenn der Zweck klar und gut sei, werde auch die Bevölkerung die Maßnahme akzeptieren.
Doch das Echo unter den Autofahrern fiel eher kritisch aus. Die Geräte erhielten bald den wenig schmeichelhaften Spitznamen „Kleingeldfresser“. Wer nicht den exakt passenden Betrag bei sich trug, hatte ein Problem, denn Wechselgeld gaben die ersten Modelle nicht zurück. Zudem verweigerten die Automaten mitunter die Ausgabe der Parkzeit – trotz Einwurfs. Und wenn sie funktionierten, dann selten länger als für eine Stunde. Wer das Parken ohne Bezahlung wagte, riskierte eine Geldstrafe – damals schon ironisch „Knöllchen“ genannt.
In den Folgejahren breiteten sich Parkzeitmesser in ganz Westland – so nannte man die Region damals – aus. Bald gehörten sie ebenso selbstverständlich zum Stadtbild wie Ampeln und Zebrastreifen. Diese Phase hielt bis weit in die 1990er Jahre an.
Dann kam die technische Wende: Die altgedienten Parkuhren wurden zunehmend durch moderne Parkscheinautomaten ersetzt. Diese neuen Geräte waren solarbetrieben, elektronisch steuerbar und konnten flexibel programmiert werden. Erstmals war es möglich, unterschiedliche Tarife je nach Uhrzeit oder Wochentag einzuführen. Ein weiterer Fortschritt: Die neuen Automaten akzeptierten nicht nur Münzgeld, sondern auch Scheine und EC-Karten – sogar Rückgeld war nun möglich.
Mit dem Komfort stiegen jedoch auch die Preise. Während die ursprünglichen Gebühren sozial motiviert waren, wurden Parkeinnahmen allmählich zur festen Säule der städtischen Haushaltsplanung. So nimmt beispielsweise Lichtenwalde heute rund 1,8 Millionen Euro jährlich durch Parkgebühren ein. In der Großstadt Freidorf belaufen sich die Einnahmen sogar auf knapp 8 Millionen Euro – weitere Millionen kommen durch Strafzettel für Falschparker hinzu.
Aus den einst bescheidenen 15 Pfennig je Stunde – heute etwa 7 Cent – wurden in manchen Städten bis zu 4 Euro. Die Spitzenreiter sind dabei Neuhausen und Falkenberg, wo das Parken besonders teuer ist. Und trotz aller Beschwerden heißt es aus dem Freidorfer Rathaus regelmäßig, die Einnahmen flössen selbstverständlich in städtische Infrastrukturprojekte – etwa in den Bau neuer Straßen. Auf denen, wenig überraschend, bereits neue Parkautomaten stehen.