Last update 2 days ago
Telc
Englisch
Lesen Sie zuerst den Artikel und lösen Sie dann die Aufgaben (1–5) zu dem Text. Entscheiden Sie, welche Lösung (a, b oder c) richtig ist.
67% (2 out of 3 people answered correctly the first time)
Zwischen Nähe und Wandel: Familienleben heute
Noch vor einigen Jahrzehnten galten Elternhaus und Familie vielerorts als Ort des Konflikts – streng, distanziert, voller Missverständnisse zwischen den Generationen. In Talkshows wurde diskutiert, ob Eltern ihre Erziehungsaufgabe überhaupt noch ernst nehmen, und Bestseller skizzierten düstere Bilder von überforderten Müttern, rebellischen Teenagern und scheiternden Ehen. Doch wie sieht die Realität im Jahr 2025 wirklich aus?
Eine landesweite Studie des Instituts für Gesellschaftsforschung in Falkenried hat mehr als 2.000 Familien aus verschiedenen Regionen befragt – mit überraschend positiven Ergebnissen. Die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen und Eltern beschreibt das Zusammenleben als harmonisch, offen und emotional getragen. 68 % der 16- bis 30-Jährigen geben an, eine glückliche Kindheit erlebt zu haben. Bei den über 60-Jährigen liegt dieser Wert mit 49 % deutlich niedriger – was unter anderem an den historischen Bedingungen liegt, in denen viele von ihnen aufwuchsen.
Doch nicht nur die äußeren Umstände, auch die Erziehung selbst hat sich verändert. Anstelle von starren Regeln und strengem Ton hat sich in vielen Familien ein Stil des Dialogs und der Beteiligung durchgesetzt. Pädagoginnen und Pädagogen sprechen vom sogenannten Verhandlungsstil, der zwar anstrengender ist, aber langfristig zu besseren Beziehungen führt. 74 % der Eltern beschreiben ihr Familienleben als „von Nähe, Wärme und Vertrauen geprägt“.
Besonders Väter sind heute deutlich aktiver im Familienalltag als noch vor einigen Jahrzehnten. Sie verbringen mehr Zeit mit ihren Kindern, lesen vor, spielen mit ihnen und bringen sich im Alltag stärker ein – auch wenn die Hauptlast im Haushalt weiterhin meist bei den Müttern liegt. Trotzdem zeigen Studien, dass Mütter heute genauso viel Zeit mit ihren Kindern verbringen wie früher, obwohl sie deutlich häufiger berufstätig sind. Das liegt unter anderem daran, dass viele Haushaltsaufgaben durch moderne Technik schneller erledigt werden können.
Auch Großeltern spielen eine zunehmend wichtige Rolle. Dank besserer Gesundheit und höherer Lebenserwartung sehen viele Jugendliche ihre Großeltern regelmäßig – etwa ein Drittel sogar mindestens einmal pro Woche. Der Kontakt ist persönlicher, das Verhältnis enger als je zuvor. Nur noch 21 % der befragten Jugendlichen empfinden Oma oder Opa als „altmodisch“. Stattdessen gelten sie als verlässliche Bezugspersonen.
Insgesamt ist die Familie für viele junge Menschen heute nicht nur sozialer Rückhalt, sondern echtes Vorbild: Fast drei Viertel der Jugendlichen gaben an, ihre späteren Kinder ähnlich erziehen zu wollen, wie sie selbst erzogen wurden. Und ebenso viele sagen: Ohne Familie kann man nicht wirklich glücklich sein.
Selbst gemeinsame Mahlzeiten, oft als verloren geglaubtes Ritual beschrieben, sind wieder stärker in den Familienalltag integriert. Laut Untersuchungen des Ernährungszentrums Nordwest dauern diese Treffen heute im Schnitt länger als noch vor 20 Jahren. Nicht weil es muss – sondern weil es allen wichtig ist.