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Die Art und Weise, wie Menschen ihre freie Zeit verstehen, ist immer ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen. Mit jedem Jahrzehnt verändert sich nicht nur der Umfang, sondern auch die Qualität dessen, was wir unter Muße und Erholung begreifen.
Das Verständnis von freier Zeit hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte tiefgreifend gewandelt. Heute unterscheidet sich diese Phase des Lebens sowohl inhaltlich als auch quantitativ von früheren Vorstellungen. Auch heutzutage dient sie noch der Erholung von der Arbeit, doch längst nicht mehr ausschließlich – wie etwa in den sechziger Jahren – als reine Regenerationszeit. Für die Mehrheit der Bevölkerung hat Freizeit einen eigenen Wert erhalten. Rund zwei Drittel der Menschen sind überzeugt, dass freie Stunden in erster Linie dafür da sind, tun und lassen zu können, was Freude bereitet. Aus einer von Arbeit abhängigen Definition, die freie Zeit lediglich als Abwesenheit von Beruf verstand, hat sich mittlerweile eine positive Auffassung entwickelt: freie Stunden gelten als Raum persönlicher Freiheit.
Mehr als dreißig Jahre verkürzter Arbeitszeiten haben Spuren hinterlassen – sowohl in der Gesellschaft als auch in den Einstellungen der Menschen. Freizeit ist heute mehr als eine Pause, um sich auf den nächsten Arbeitstag vorzubereiten. Sie ist unabhängig von der Arbeitswelt geworden. Nur eine Minderheit – etwa ein Viertel der Bevölkerung – verbindet freie Zeit noch direkt mit Nicht-Arbeiten und Nicht-Verdienen. Dieser Anteil zeigt sich bei Arbeitern (36%), bei Angestellten (32%) wie auch bei Selbständigen (29%). Die meisten Menschen denken bei Freizeit in erster Linie an Vergnügen und persönliche Erfüllung. Freie Stunden bedeuten daher eher ein positives Lebensgefühl als eine arbeitsabhängige Kategorie. Für viele ist „arbeitsfreie Zeit“ längst nicht mehr gleichzusetzen mit „Freizeit“. Mit diesem subjektiven Wandel geht auch eine gesellschaftliche Neubewertung der freien Stunden einher.
Angesichts des wachsenden Anteils an Menschen ohne Erwerbsarbeit ist es zunehmend schwierig, die Entwicklung vorauszusagen. Doch zeichnet sich ab: Freizeit wird immer weniger als reine Erholungszeit von Arbeit verstanden und immer stärker mit Lebensfreude gleichgesetzt. Freie Zeit bedeutet: sich wohlfühlen, tun und lassen, was Freude bereitet, das Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten sowie Zeit mit Familie und Freunden verbringen.
Alles hat seine Gewohnheiten und Abläufe, auch die freie Zeit. In Deutschland sind diese Tagesstrukturen klar erkennbar: Am Samstag ins Kino oder zum Sport, am Sonntag mit der Familie. Fast ein Drittel der Bevölkerung reserviert regelmäßig einen bestimmten Tag für gemeinsame Unternehmungen, Sport oder Entspannung. Knapp ein Fünftel hält feste Termine für Hobbys, Vereinsaktivitäten oder Besuche ein. Und selbst der „Badeabend“ hat für etwa jeden fünften Deutschen seinen festen Platz.
Obwohl die Arbeitszeiten kürzer geworden sind, konzentriert sich der größte Teil der Freizeitgestaltung weiterhin auf das Wochenende. Dazu gehören Ausgehen, Besuche machen, lesen, faulenzen oder ein Hobby pflegen. Der Samstag ist für rund ein Drittel der Befragten der wichtigste Tag für Unternehmungen außer Haus. Am Sonntag hingegen dominieren meist zwei Aspekte: Familie und Erholung. Viele verbinden diesen Tag mit einem Balanceakt zwischen eigener und gemeinsamer Freizeit. Für einige – etwa sieben Prozent – ist der Sonntag sogar ein „Tag der Nähe und Zweisamkeit“.
Solche festen Abläufe haben immer schon eine bedeutende Rolle im Alltag gespielt, auch wenn sie wissenschaftlich lange vernachlässigt wurden. Was als kleine Gewohnheit beginnt – Begrüßungsrituale nach Feierabend, gemeinsames Abendessen oder der Spaziergang am Sonntag – kann zu festen Strukturen werden. Diese Routinen geben den Menschen Orientierung und Sicherheit. Gerade im Zusammenhang von Arbeit und freien Stunden haben Gewohnheiten eine stabilisierende Funktion. Sie spiegeln das Bedürfnis nach Geborgenheit wider, verbunden mit einem harmonischen Ausklang des Tages oder einem gelungenen Wochenende.