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Türkisch
Lesen Sie zuerst die zehn Überschriften. Lesen Sie dann die fünf Texte und entscheiden Sie, welche Überschrift (a–j) am besten zu welchem Text (1–5) passt.
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Text 1
Forscherinnen und Forscher des Max-Planck-Instituts für Ornithologie haben herausgefunden, dass sich durch den Klimawandel die Rückkehrzeiten vieler Zugvogelarten in Europa bereits deutlich verschoben haben. In den letzten 30 Jahren kommen einige Arten wie die Rauchschwalbe im Durchschnitt bis zu zehn Tage früher aus ihren Überwinterungsgebieten zurück. Dieses Phänomen lässt sich in fast allen Teilen Europas beobachten und könnte langfristig erhebliche Folgen für das ökologische Gleichgewicht haben.
Die immer deutlicher spürbaren Klimaveränderungen wirken sich auch direkt auf das Brutverhalten der Tiere aus. Zahlreiche Zugvögel müssen ihre Eier früher ablegen, um sich den zunehmend wärmeren Frühlingstemperaturen in ihren traditionellen Brutgebieten anzupassen. Bei manchen Arten spielt jedoch nicht nur das Klima eine Rolle: Auch die Länge der Tage beeinflusst den Zeitpunkt der Eiablage. Genau diese Vögel haben es besonders schwer, ihre Fortpflanzung an die neuen Bedingungen anzupassen. Arten, die sehr weite Strecken zwischen Winterquartier und Brutplatz zurücklegen, sind besonders anfällig für Störungen. Denn der Start der Reise aus den Überwinterungsgebieten hängt nicht unmittelbar von den Temperaturen ab, sondern auch von genetisch festgelegten Auslösern und Umwelteinflüssen. Meistens treffen die Tiere dann wieder in Europa ein, wenn die größte Zahl an Insekten verfügbar ist – eine entscheidende Voraussetzung, um ihren Nachwuchs ernähren zu können.
Text 2
Neuere Untersuchungen zeigen, dass das Klima nicht nur die Umwelt, sondern auch die biologische Entwicklung des Menschen maßgeblich geprägt hat. Paläoklimatologen der Universität Altenburg haben durch die Analyse von Sedimentkernen und Fossilien nachgewiesen, dass in den letzten Millionen Jahren mehrere extreme Klimaschwankungen stattfanden, die eng mit wichtigen Etappen der Menschheitsgeschichte verbunden sind. Besonders auffällig: Immer wenn sich die klimatischen Bedingungen abrupt änderten, entwickelten sich auch neue Überlebensstrategien beim Menschen.
Forscher gehen heute davon aus, dass mindestens fünf größere Klimaveränderungen die Evolution des Menschen stark beeinflusst haben. Der ständige Zwang, sich an neue Situationen anzupassen, soll wesentlich zur Ausbildung des größeren Gehirns beigetragen haben. Auch der aufrechte Gang könnte aus der Notwendigkeit entstanden sein, weitere Strecken zurückzulegen, um Nahrung zu finden, wenn sich die Landschaft durch Dürren oder Überschwemmungen radikal veränderte. Darüber hinaus entstanden erste einfache Werkzeuge vermutlich ebenfalls in solchen Zeiten, da die Menschen neue Techniken benötigten, um an Nahrung und Ressourcen zu gelangen.
Einige Wissenschaftler vertreten sogar die These, dass nicht eine stabile, sondern gerade eine ständig wechselnde Umwelt den entscheidenden Unterschied zwischen Mensch und Tier ausmachte. Während viele Tierarten in stabilen ökologischen Nischen überlebten, wurde der Mensch durch das schwankende Klima gezwungen, flexibel und erfinderisch zu sein. Nach Ansicht der Forscher könnte also gerade die Unsicherheit der Naturbedingungen während der letzten sechs Millionen Jahre die treibende Kraft der menschlichen Evolution gewesen sein.
Text 3
Archäologen haben in den letzten Jahrzehnten mithilfe moderner Klimamodelle erstaunliche Zusammenhänge zwischen Umweltveränderungen und dem Niedergang alter Kulturen entdeckt. Besonders spannend ist der Blick auf die Maya: In Sedimentproben aus Seen in Mexiko fanden Forscher Hinweise auf extreme Dürren, die sich über viele Jahrzehnte hinzogen. Diese Funde decken sich zeitlich auffällig genau mit der Periode, in der zahlreiche Städte der Maya aufgegeben wurden.
Fast dreizehn Jahrhunderte lang erlebte die Zivilisation der Maya eine Blütezeit, bevor sie zusammenbrach. Warum es zu diesem plötzlichen Niedergang kam, darüber streiten Wissenschaftler seit Generationen. Während einige Kriege, Hungersnöte oder interne Machtkämpfe für ausschlaggebend halten, deuten neuere Studien auf klimatische Ursachen hin. Besonders lange Trockenphasen könnten die Landwirtschaft so stark geschädigt haben, dass daraus soziale Unruhen und politische Instabilität entstanden.
Die Hochkultur entwickelte sich ab etwa Christi Geburt im Gebiet des heutigen Südmexiko, in Guatemala, Belize und Teilen von Honduras. Die Maya hinterließen präzise Inschriften, in denen sie Kriege, Allianzen, Hochzeiten und Thronwechsel dokumentierten. Doch ab dem 8. Jahrhundert nimmt die Zahl solcher Aufzeichnungen stark ab. Zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert wurden viele prächtige Städte aufgegeben, und die Bevölkerung schrumpfte erheblich.
Lange Zeit vermutete man vor allem militärische Konflikte, feindliche Invasionen oder Epidemien als Ursache für diesen Kollaps. Auch Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche standen zur Debatte. Erst in den letzten zwanzig Jahren wird immer klarer, dass klimatische Veränderungen – insbesondere eine langanhaltende Trockenheit – eine zentrale Rolle beim Zusammenbruch dieser beeindruckenden Kultur gespielt haben könnten.
Text 4
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass das heutige Artensterben schneller verläuft als jemals zuvor in der Erdgeschichte. Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) schätzt, dass derzeit etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Besonders betroffen sind Amphibien, Insekten und Meereslebewesen. Allein in Europa gelten fast 20 % der heimischen Säugetiere als gefährdet.
Forscher gehen davon aus, dass täglich ungefähr 100 Tierarten verschwinden. Sollte dieser Trend anhalten, könnte innerhalb der kommenden zwei Jahrzehnte rund ein Viertel aller bekannten Arten weltweit ausgestorben sein. Der entscheidende Faktor für dieses Massensterben ist der Mensch: Die Abholzung tropischer Regenwälder, die Ausbreitung von Städten, industrielle Landwirtschaft sowie zunehmende Umweltverschmutzung zerstören Lebensräume in rasantem Tempo. Hinzu kommen eingeschleppte Krankheiten und invasive Arten, die einheimische Populationen verdrängen.
Ohne menschliche Eingriffe würden pro Jahr vermutlich höchstens 20 bis 30 Arten aussterben – ein natürlicher Prozess, der schon seit Millionen Jahren Teil der Evolution ist. Doch die jetzige Geschwindigkeit und das Ausmaß sind beispiellos. Das Aussterben hat zudem weitreichende Folgen für ganze Ökosysteme: Gerät ein Glied der Nahrungskette ins Wanken, können auch andere Arten nicht überleben. Wenn zum Beispiel bestimmte Insekten verschwinden, verlieren Vögel ihre Nahrungsgrundlage, und auch Pflanzen, die von ihnen bestäubt werden, sind in Gefahr.
Text 5
Forscher weisen immer wieder darauf hin, dass wir den größten Teil der Tier- und Pflanzenwelt noch gar nicht kennen. So gehen Biologen davon aus, dass es weltweit etwa 30 Millionen Arten geben könnte, wissenschaftlich beschrieben sind aber bislang nur knapp zwei Millionen. Besonders in den Tropen, wo täglich neue Organismen entdeckt werden, ist die Artenvielfalt enorm. Trotzdem schreitet die Zerstörung ihrer Lebensräume schneller voran, als die Wissenschaft sie erfassen kann.
Wie stark eine Art mit ihrer Umgebung verknüpft ist, wird häufig erst dann sichtbar, wenn sie verschwindet. Ist sie Teil einer wichtigen Nahrungskette, bricht das Gleichgewicht im Ökosystem zusammen: Andere Lebewesen verlieren ihre Nahrungsquelle oder ihren Schutz und sterben ebenfalls aus. Besonders dramatisch ist dies bei Insekten, die als Bestäuber unersetzlich sind. Gehen sie zurück, trifft es auch Pflanzenarten und damit die gesamte Landwirtschaft.
Die internationale Staatengemeinschaft warnt daher vor einer nie dagewesenen Geschwindigkeit des Artensterbens. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen verschwinden jeden Tag rund 120 bis 130 Tier- und Pflanzenarten. Und bei vielen wissen wir bis heute nicht, welche Funktion sie überhaupt erfüllen – oder welchen Nutzen sie möglicherweise für den Menschen haben könnten, etwa als Heilpflanze oder durch bestimmte genetische Eigenschaften. Geht eine Art verloren, ist dieses Wissen für immer verschwunden.