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Deutsch
Lesen Sie zuerst die zehn Überschriften. Lesen Sie dann die fünf Texte und entscheiden Sie, welche Überschrift (a–j) am besten zu welchem Text (1–5) passt.
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Text 1
Laut Kultusministerkonferenz herrscht in Deutschland in vielen Regionen seit Jahren akuter Lehrermangel. Besonders Grund- und Berufsschulen sind betroffen. Prognosen zeigen, dass bis 2035 bundesweit mehrere zehntausend Pädagogen fehlen könnten, wenn nicht deutlich mehr Nachwuchs ausgebildet wird.
In Mainstadt wird die Zahl der benötigten Lehrkräfte in den nächsten zehn Jahren um rund 5.000 sinken. Nach Berechnungen der Gewerkschaft Bildung und Schule (GBS) werden dann nur noch etwa 25.500 Lehrerinnen und Lehrer für den Unterricht gebraucht – statt der heutigen 30.000.
Gleichzeitig warnt die Gewerkschaft davor, dass bis dahin zu wenige neue Kräfte ausgebildet werden. Deshalb drohe trotz sinkenden Bedarfs eine gravierende Unterversorgung. Nach Ansicht der GBS steuert die Stadt auf ein ernstes Problem zu, da in den kommenden zehn Jahren mehr als 10.000 Lehrkräfte aus Altersgründen in den Ruhestand gehen. Außerdem würden jährlich etwa 400 Lehrerinnen und Lehrer die Schulen in Mainstadt verlassen. Am Ende könnten also 9.000 Stellen unbesetzt bleiben.
Wenn die Zahl der Studienanfänger nicht deutlich erhöht werde, könne langfristig nicht einmal die Hälfte des prognostizierten Bedarfs gedeckt werden. Ein weiteres Hindernis sei, dass die Stadt im Vergleich zu anderen Bundesländern für Berufseinsteiger wenig attraktiv sei, da sie selbst in Mangelfächern nur befristete Verträge anbiete.
Text 2
Nach Angaben der Kultusministerkonferenz wechseln jedes Jahr zahlreiche junge Lehrerinnen und Lehrer nach ihrem Studium in andere Bundesländer, weil sie dort bessere Arbeitsbedingungen oder sichere Verträge erhalten. Besonders Großstädte mit angespanntem Haushalt geraten dadurch in Konkurrenz zu Regionen, die schneller feste Stellen anbieten.
Wer sich in Hauptstadtstadt um eine Lehrerstelle bewirbt, braucht starke Nerven. „Während man in Nordhafen respektvoll behandelt wird, rechnen die Vertreter der Schulverwaltung in Hauptstadtstadt den Bewerbern vor, wie teuer Lehrkräfte eigentlich sind. Da bekommt man schnell das Gefühl, nicht wirklich willkommen zu sein“, berichtet Laura Stein. Die 27-Jährige gehört zu den rund 500 Referendaren, die in zwei Wochen ihr Studium abschließen.
Laura Stein, die ihr Examen mit der Note 1,5 bestanden hat und ursprünglich unbedingt in Hauptstadtstadt unterrichten wollte, machte dabei bittere Erfahrungen: „Während mir in Nordhafen sofort eine feste Stelle im Beamtenstatus angeboten wurde, konnte mir hier niemand zusichern, dass ich im kommenden Schuljahr überhaupt gebraucht werde.“ Die junge Frau entschied sich schließlich für das sichere Angebot aus Nordhafen, statt eine ungewisse Zukunft in Hauptstadtstadt zu riskieren.
Für Anke Reuter, Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GBS, ist Lauras Geschichte nur ein Beispiel von vielen. Ihre Organisation warnt, dass die Stadt auf diese Weise zahlreiche gut ausgebildete Nachwuchskräfte an andere Bundesländer verlieren könnte.
Text 3
Neue Berechnungen des Instituts für Bildungsentwicklung zeigen: In den kommenden Jahren wird sich der Mangel an Lehrkräften in Deutschland weiter verschärfen. Besonders an Grund- und Berufsschulen ist die Situation schon heute angespannt.
Die Klagen aus den Schulen reißen nicht ab: Schülerinnen und Schüler bemängeln den ständigen Wechsel von Lehrpersonen, Eltern berichten von häufigem Unterrichtsausfall und Schulleitungen beklagen fehlende Bewerber. Doch Experten warnen, dass die Lage in Zukunft noch ernster werden könnte. Der Bund Deutscher Pädagogen (BDP) rechnet in den nächsten 15 Jahren mit einem „massiven Lehrerdefizit“.
Der Vorsitzende des Verbandes, Michael Reimers, erklärte am Donnerstag, dass in diesem Zeitraum bis zu 250.000 Lehrkräfte altersbedingt ausscheiden werden. Auf 100 pensionierte Pädagogen kämen nach seinen Schätzungen nur etwa 40 neue Nachwuchskräfte nach.
Überraschend sei diese Entwicklung nicht, betont Reimers, denn bereits vor Jahren hätten Fachleute auf den drohenden Mangel hingewiesen. Auch die Konferenz der Kultusminister veröffentlichte schon vor fünf Jahren kritische Prognosen: Demnach könnten an deutschen Schulen rund 50.000 Stellen unbesetzt bleiben, da fast die Hälfte der insgesamt 600.000 Lehrkräfte in den Ruhestand gehe.
Deshalb fordern Bildungsexperten seit Langem eine bessere bundesweite Planung. Analysen des Lehrerarbeitsmarktes zeigten bislang eher „Unübersichtlichkeit statt klare Strategie“. Deutschland könnte dadurch ähnliche Probleme bekommen wie in Belgien, wo sich Schulen wegen fehlender Pädagogen gegenseitig Lehrkräfte abwerben.
Text 4
Laut aktuellen Prognosen der OECD zählt der Lehrerberuf in vielen Ländern weiterhin zu den am meisten diskutierten Tätigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Während in einigen Regionen ein Mangel an Nachwuchskräften herrscht, warnen andere Studien vor einem möglichen Überangebot in einzelnen Fachrichtungen.
Bildungspolitiker und Lehrerverbände versuchen derzeit, Abiturientinnen und Abiturienten verstärkt für den Lehrerberuf zu gewinnen. Sie sollen die großen Lücken schließen, die durch anstehende Pensionierungen entstehen. Doch das Versprechen von einem sicheren Arbeitsplatz könnte sich als trügerisch erweisen – es beruhe auf fehlerhaften Annahmen, erklären Forscher aus Weststadt.
Die Arbeitsgruppe „Bildungsplanung und Schulentwicklung“ unter Leitung des Wissenschaftlers Dr. Martin Köhler kommt in ihrem Bericht zu einem anderen Ergebnis. Während die Kultusministerkonferenz von rund 60.000 fehlenden Lehrkräften ausgeht und der Verband der Gymnasiallehrer sogar 70.000 prognostiziert, errechnete das Forscherteam, dass der Arbeitsmarkt langfristig weitgehend ausgeglichen sein werde. „Wenn die Einstellungspolitik der Bundesländer so bleibt wie bisher, könnte es am Ende sogar zu einem Überschuss an Lehrkräften kommen“, so Köhler.
Er warnt Abiturientinnen und Abiturienten davor, ihre Studienwahl allein an den vermeintlich sicheren Berufsaussichten zu orientieren. „Viele hören, dass Lehrer gesucht werden, und beginnen sofort ein Studium für das Gymnasium in Deutsch oder Geschichte. Doch das ist riskant“, betont Köhler. Schon heute sei absehbar, dass Bewerber in den Fächern Deutsch, Geschichte und Fremdsprachen mit Schwierigkeiten bei der Stellensuche rechnen müssen.
Text 5
Eine Studie der Universität Leipzig hat gezeigt, dass Jungen im Durchschnitt häufiger eine Klasse wiederholen müssen als Mädchen. Gleichzeitig sind weibliche Lehrkräfte in den unteren Klassen deutlich stärker vertreten als männliche – ein Ungleichgewicht, das seit Jahren diskutiert wird.
Mädchen schneiden schulisch tendenziell besser ab und stellen inzwischen etwa 60 Prozent der Abiturientinnen und Abiturienten. Jungen dagegen machen rund zwei Drittel der Schulabbrecher und fast drei Viertel der Förderschüler aus. Liegt die Ursache bereits in der Grundschule, wo von den knapp 180.000 Lehrkräften nur etwa 20.000 Männer sind?
An Grundschulen sind männliche Pädagogen eine Ausnahme. Wer sich für diesen Bereich entscheidet, arbeitet oft in einem fast ausschließlich weiblichen Kollegium. Während im Schuljahr 1992/1993 noch knapp ein Drittel der Lehrkräfte Männer waren, liegt der Frauenanteil heute bei rund 85 Prozent. An weiterführenden Schulen ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern hingegen weitgehend ausgeglichen.
Das bedeutet im Extremfall, dass Jungen bis zum Alter von zehn oder zwölf Jahren in Krippe, Kindergarten und Grundschule ausschließlich von Frauen betreut und unterrichtet werden. Auch die Familienministerin Clara Weiss kritisiert diesen Zustand: „Gerade in den entscheidenden frühen Jahren fehlen Jungen männliche Bezugspersonen, an denen sie sich orientieren können.“ Besonders problematisch sei das für Kinder mit Migrationshintergrund. Als Gründe nennt sie die geringe gesellschaftliche Anerkennung des Berufs und die vergleichsweise niedrige Bezahlung.