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Deutsch
Lesen Sie zuerst die zehn Überschriften. Lesen Sie dann die fünf Texte und entscheiden Sie, welche Überschrift (a–j) am besten zu welchem Text (1–5) passt.
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Text 1
Wie möchten wir von anderen wahrgenommen werden? Natürlich immer von unserer besten Seite. Doch es gibt Menschen, die glauben, keine „Schokoladenseite“ zu besitzen. Eine Frau mit einer stark gekrümmten Nase etwa fühlt sich weder im Profil noch von vorne wohl. „Die Nase“, erklärt der plastische Chirurg Professor Henrik Menke, „befindet sich im Zentrum des Gesichts – so simpel das klingt. Deutliche Abweichungen von der Norm können das gesamte Erscheinungsbild eines Menschen beeinträchtigen.“
Menke, der an der Wiesbadener Wilhelm-Fresenius-Klinik die Abteilung für ästhetische Chirurgie leitet, betont jedoch, dass nicht jede theoretisch mögliche Korrektur auch durchgeführt werden sollte. Bei Jugendlichen unter 18 Jahren lehnt er Nasenoperationen grundsätzlich ab – es sei denn, es handelt sich um deutliche Entstellungen nach einem Unfall oder einer schweren Krankheit. „Wenn ich nachvollziehen kann, welche psychischen Belastungen junge Menschen mit ihrer Nase haben, bespreche ich im Detail, welche Möglichkeiten realistisch sind“, erklärt Menke. „Doch auf Videoanimationen verzichte ich bewusst. Damit könnte ich zwar jedes gewünschte Idealbild simulieren, doch die Realität sieht oft anders aus. Aus diesem Grund hat der Gesetzgeber mit Recht die Werbung mit Vorher-Nachher-Bildern verboten.“
Dass das Thema gesellschaftlich hoch relevant ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Laut der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) gehörten Nasenkorrekturen im Jahr 2022 zu den fünf am häufigsten durchgeführten Schönheitsoperationen in Deutschland. Insgesamt wurden rund 70.000 Eingriffe im Bereich der Nase vorgenommen. Besonders auffällig: Etwa 25 % der Patienten sind jünger als 25 Jahre, wobei ein großer Teil aus rein ästhetischen Gründen operiert werden möchte. Fachleute warnen jedoch, dass zu frühe Eingriffe Risiken bergen – sowohl körperlich als auch psychisch.
Text 2
Der Geruchssinn gilt als unser ursprünglichster Sinn – darauf weist Matthias Schenk vom Schloss Freudenberg hin. Wer seine Wahrnehmung in diesem Bereich schärfen möchte, ist im dortigen „Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne“ genau richtig: An insgesamt sieben speziellen Stationen dreht sich alles um das Riechen.
Ob groß oder klein, breit oder schmal – auch wenn viele Menschen die Form ihrer Nase schon einmal verflucht haben, ohne sie wären wir verloren. „Es eröffnet sich eine ganz neue Welt, ja fast ein eigener Kosmos, wenn man beginnt, sich bewusst mit der Nase auseinanderzusetzen“, erklärt Schenk. Sein Erfahrungsfeld wird täglich von etwa 400 Besucherinnen und Besuchern genutzt. Dort laden rund 140 Stationen im historischen Gebäude und im weitläufigen Park dazu ein, Sehen, Hören, Schmecken, Fühlen und Riechen ganz bewusst zu erleben. Die Nase nimmt dabei eine besondere Rolle ein, denn – so Schenk – der Geruchssinn sei aus neurobiologischer Sicht der älteste Sinn des Menschen. „Er ist ein Ur-Sinn, der uns unmittelbar mit allen Tieren verbindet.“
Dass dies stimmt, belegen auch wissenschaftliche Erkenntnisse: Neugeborene orientieren sich bereits wenige Stunden nach der Geburt am Geruch der Mutter – lange bevor Sehen oder Hören eine Rolle spielen. Laut einer Studie der Universität Bochum aus dem Jahr 2020 können 97 % aller Säuglinge innerhalb der ersten drei Lebenstage den individuellen Körpergeruch ihrer Mutter von anderen unterscheiden. Auch Erwachsene unterschätzen oft die Bedeutung des Geruchs: Forschungen zeigen, dass Geruchserinnerungen im Schnitt drei- bis viermal länger im Gedächtnis bleiben als visuelle Eindrücke.
Text 3
Mit illegalen Substanzen kennt Rex, ein sechs Jahre alter Deutscher Schäferhund, sich bestens aus. Im Dienst für den Zoll spürt er Kokain, Haschisch oder Heroin auf. Bis zu vier volle Kofferladungen – häufig mit Ursprung in Südamerika, Afrika oder Südostasien – untersucht der Vierbeiner täglich. Dabei atmet er rund 300 Mal pro Minute ein und aus – ein regelrechter „Geruchsmarathon“.
Hunde besitzen ein Geruchsvermögen, das dem des Menschen um ein Vielfaches überlegen ist: Während wir etwa fünf Millionen Riechzellen haben, verfügt ein Schäferhund über rund 200 Millionen. Generell gilt: Je länger die Schnauze, desto feiner die Nase. Spürhunde wie Rex können sogar „stereo“ riechen – ihre Nase nimmt Gerüche von rechts und links getrennt wahr und ermöglicht so eine exakte Richtungsbestimmung.
Doch selbst die empfindlichste Nase nützt wenig ohne gezieltes Training. Drogenspürhunde beginnen ihre Ausbildung bereits im jungen Alter. Zunächst lernen sie, verschiedene Drogenarten – sogenannte „weiche“ und „harte“ Substanzen – in einer Mischung zu erkennen. Später sind sie in der Lage, beim Durchsuchen von Gepäckstücken einzelne Drogenarten zuverlässig auseinanderzuhalten. Im Schnitt bleiben Zollhunde bis zu zehn Jahre im aktiven Einsatz, bevor sie in den wohlverdienten Ruhestand gehen.
Dass diese Arbeit unverzichtbar ist, zeigt die Statistik: Laut dem deutschen Zoll wurden allein im Jahr 2022 über 21 Tonnen Kokain, 13 Tonnen Marihuana und 2,6 Tonnen Heroin sichergestellt – ein Großteil dank des Einsatzes speziell ausgebildeter Spürhunde. In der EU sind nach Angaben von Europol derzeit mehr als 1.200 Drogenspürhunde im Einsatz, die jedes Jahr Drogen im Milliardenwert aufspüren.
Text 4
Beim Menschen gilt das Sehen als wichtigster Sinn, gefolgt vom Hören und an dritter Stelle dem Geruchssinn. Bei vielen Tieren ist die Gewichtung jedoch ganz anders, etwa bei Hunden. „Ein Hund, der nicht sehen kann, ist ungefähr so gestellt wie ein Mensch ohne Geruch – unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich“, erklärt der Ingelheimer Tierarzt Ralf Spangenberg. Zum Vergleich: Während die Riechschleimhaut beim Menschen etwa fünf Quadratzentimeter groß ist, verfügt ein Hund über rund 85 Quadratzentimeter und damit mehr als das 15-Fache. „Hunde sind wahre Weltmeister im Riechen“, fasst der Experte zusammen. Studien zeigen, dass Hunde Gerüche bis zu 100.000-mal feiner unterscheiden können als Menschen – weshalb sie nicht nur Drogen, sondern auch Krebs oder Diabetes riechen können.
Nicht die empfindlichste, dafür aber die längste Nase der Tierwelt besitzt der Elefant. „Beim Elefanten ist das Riechen eher eine Nebenfunktion – der Rüssel ist ein vielseitiges Werkzeug“, erklärt Spangenberg. Mit ihm können Elefanten Baumstämme greifen und transportieren, ihn als Dusche verwenden oder als präzises Greif- und Esswerkzeug einsetzen. Forschungen haben ergeben, dass Elefanten über mehr als 2.000 verschiedene Geruchsrezeptoren verfügen – deutlich mehr als Hunde.
Auch bei Spinnen ist der Geruchssinn faszinierend: Ihre Riechorgane befinden sich in den Beinen. „So kommen sie direkt an ihre Umgebung heran“, erklärt der Tierarzt.
Bei Schlangen wiederum läuft die Geruchswahrnehmung über die gespaltene Zunge. Sie nehmen Partikel aus der Luft auf und leiten sie an das Jacobson-Organ im Gaumen weiter. Durch die gespaltene Form können Schlangen präzise unterscheiden, ob ein Geruch von links oder rechts kommt – eine entscheidende Hilfe bei der Jagd.
Und sogar scheinbar nasenlose Tiere wie Fische sind mit einem erstaunlichen Geruchssinn ausgestattet. Haie beispielsweise können Blut in Konzentrationen von 1:10 Millionen wahrnehmen und über mehrere Kilometer Entfernung aufspüren. Damit zählen sie zu den präzisesten „Geruchsjägern“ der Meere.
Text 5
Niesen ist eine automatische Reaktion unseres Körpers auf äußere Einflüsse. Mal sind es Staubpartikel, die die Nasenschleimhaut reizen, mal chemische Substanzen oder andere Fremdkörper in der Luft, die unser Riechorgan belasten. Sogar grelles Licht kann über die Verschaltung der Gesichtsnerven einen Niesreiz auslösen. Der Körper reagiert mit einem Reflex, dessen Ziel es ist, die Atemwege von störenden Partikeln zu befreien.
Beim Niesen kommt es zu einem explosionsartigen Ausstoß von Luft durch die Nase. Besonders Allergiker kennen den Effekt, oft in Form von Niesattacken, die so lange anhalten, bis der letzte Reiz aus den Nasengängen entfernt ist. Zunächst atmet der Körper tief ein, bis die Lungen vollständig gefüllt sind. Danach wird der Atem für einen kurzen Moment angehalten. Schließlich wird die eingeatmete Luft innerhalb von Sekundenbruchteilen mit enormer Kraft ausgestoßen.
Die Geschwindigkeit dieses Luftstroms kann beeindruckende 150 bis 160 Kilometer pro Stunde erreichen – manche Studien sprechen sogar von Spitzenwerten bis zu 900 km/h, was allerdings stark von der Körperkraft und Atemtechnik abhängt. Lautlos bleibt dieser Prozess fast nie. Das typische „Ha-ha“ vor dem befreienden „Tschi“ entsteht, weil beim Einatmen die Stimmbänder geöffnet werden. Beim eigentlichen Ausstoß der Luft wird die Zunge gegen die Vorderzähne gepresst, sodass möglichst viel Luft durch die Nase und nicht durch den Mund entweicht – was den charakteristischen Nieslaut erzeugt.
Interessant ist, dass wir Menschen im Schnitt 2- bis 4-mal pro Tag niesen, während Allergiker in der Pollensaison bis zu 30 Nieser täglich haben können. Laut Robert Koch-Institut leiden rund 20 % der Deutschen an Heuschnupfen, wodurch Niesen im Frühling und Sommer für viele zum ständigen Begleiter wird.