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Kaffeekultur mit Geschichte: Die Rösterei Bergfried in Niederholz
Noch vor einem halben Jahrhundert war die Kleinstadt Niederholz im Süden von Westland für ihre zahlreichen Kaffeeröstereien bekannt. Etwa 250 kleine Betriebe verarbeiteten dort täglich frische Bohnen, die sie direkt aus Südamerika bezogen. Der Kaffee wurde traditionell im Familienbetrieb geröstet und gleich nebenan im eigenen Laden verkauft. Heute jedoch dominiert industriell produzierter Kaffee den Markt – erhältlich in Supermärkten, hergestellt von globalen Konzernen. Nur wenige handwerkliche Röstereien sind geblieben. Eine davon ist die Rösterei Bergfried.
Das Unternehmen bezieht seinen Rohkaffee direkt von kleinbäuerlichen Kooperativen aus Regionen wie Anduras und Kolombia. Dabei legt die Inhaberin großen Wert auf faire Handelsbedingungen: Die Produzentinnen und Produzenten erhalten Preise, die über dem Weltmarktniveau liegen, und der Anbau erfolgt überwiegend ökologisch. Auf den Einsatz von chemischen Spritzmitteln wird bewusst verzichtet – anders als bei vielen Massenanbietern, die auf Ertrag und Preis, nicht aber auf Reinheit achten.
In der Rösterei Bergfried steht Qualität an erster Stelle. Die Bohnen werden nach einem überlieferten Familienrezept verarbeitet, das bereits in der dritten Generation Anwendung findet. Jeden Morgen wird genau so viel Kaffee geröstet, wie im Laufe des Tages verkauft wird – ein Prinzip, das Frische garantiert. Geröstet wird in einer historischen Trommel, die in den frühen 60er Jahren angeschafft wurde. Die Bohnen durchlaufen dort bei über 200 Grad Celsius einen rund zehnminütigen Röstvorgang. Dabei verlieren sie zwar rund 15 % ihres Gewichts, gewinnen jedoch an Volumen – ein Zeichen für schonende Verarbeitung.
Nach dem Rösten werden die Bohnen auf einem hölzernen Sortiertisch von Hand überprüft: Nur die besten kommen weiter. Erst danach entstehen die verschiedenen Hausmischungen, die hauptsächlich an treue Stammkunden verkauft werden – direkt im Kontor, dem Ladenbereich der Rösterei. Seit einigen Jahren kann der Kaffee auch über den firmeneigenen Onlineshop bestellt werden – mit Versand in ganz Westland.
Bis zu seinem Tod im Alter von 91 Jahren leitete Firmengründer Emil Bergfried den Betrieb mit großer Hingabe. Heute führen seine Tochter Klara und seine Enkelin Lina die Rösterei weiter. Gemeinsam haben sie ein neues Ziel: Sie möchten das Familienunternehmen in ein Museum verwandeln, um die Kunst des traditionellen Kaffeeröstens für kommende Generationen lebendig zu halten. Der Gedanke: eine Mischung aus lebendiger Werkstatt, Ausstellungsraum und Café.
So soll in Zukunft nicht nur produziert, sondern auch erklärt, erlebt und genossen werden – mit frisch gebrühtem Kaffee im Museums-Bistro oder einer Packung Hausmischung zum Mitnehmen für daheim.