Orthographie und Handschrift heute

Lesen Sie folgenden Text aus einer Zeitschrift. Diskutieren Sie mit Ihrem Partner / Ihrer Partnerin über den Inhalt des Textes, bringen Sie Ihre Erfahrungen ein und äußern Sie Ihre Meinung. Begründen Sie Ihre Argumente. Sprechen Sie über mögliche Lösungen.

Kinder lernen heutzutage das Schreiben anders als früher: Sie schreiben, wie sie hören. Laut dem Deutschlehrer Christian Uhling Neumann verbessert sich durch häufiges Üben sowohl das Hörvermögen als auch die Rechtschreibsicherheit. Schreiben wird heute somit nicht nur anders vermittelt, sondern auch anders genutzt und möglicherweise weniger geschätzt als noch vor einigen Jahrzehnten.

Ob diese Entwicklung positiv oder negativ ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Manche sehen in der Veränderung einen Verlust einer wichtigen Kulturtechnik, andere wiederum eine notwendige Anpassung an neue Lebensgewohnheiten. Computerprogramme korrigieren nahezu jeden Rechtschreibfehler, und die Rechtschreibreform hat die Grenzen zwischen richtig und falsch weiter verwischt. In einer Welt, in der mehr der Spaß am Schreiben als die fehlerfreie Orthographie im Vordergrund steht, stellt sich die Frage, wie wichtig korrekte Schreibweise überhaupt noch ist.

Besonders deutlich zeigt sich der Wandel in der Handschrift: Erwachsene und auch Kinder schreiben zunehmend weniger mit der Hand und mehr über Tastaturen. Im beruflichen Alltag sind handgeschriebene Briefe durch E-Mails ersetzt worden. Wer heute eine Notiz macht, tippt sie meist schnell ins Smartphone ein, anstatt sie auf Papier zu schreiben.

Auch im privaten Bereich geht die Tradition des handschriftlichen Schreibens zurück. Geburtstagskarten werden oft durch E-Cards ersetzt, und persönliche Notizen weichen elektronischer Kommunikation. Der Bildungsforscher Günther Böhme bezeichnet dies als kulturellen Niedergang: In einer Welt, in der Persönlichkeiten weniger gefragt sind, sei es konsequent, dass auch die individuelle Handschrift verschwindet.

Beispiel

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Kandidat A:
Im Text wird beschrieben, dass Kinder heutzutage das Schreiben anders lernen als früher, nämlich mehr über Gehör und elektronische Medien. Außerdem verlieren sowohl die Handschrift als auch die korrekte Rechtschreibung an Bedeutung, weil Computerprogramme Fehler automatisch korrigieren. Manche Experten sehen diesen Wandel als kulturellen Verlust, andere finden, dass er eine notwendige Anpassung an moderne Lebensweisen ist. Ich persönlich denke, dass diese Entwicklung eher negativ ist. Handschrift ist doch ein wichtiger Teil unserer Kultur und Identität. Wenn wir sie verlernen, geht etwas verloren, das viel mehr ist als nur eine praktische Fähigkeit. Was meinst du dazu – sollte man Handschrift weiterhin intensiv fördern?

Kandidat B:
Also ich sehe das Thema differenzierter. Natürlich ist Handschrift ein Kulturgut, aber die Welt verändert sich, und wir müssen uns anpassen. Im Berufsleben ist Handschrift kaum noch gefragt. Viel wichtiger ist doch heute, dass Kinder lernen, schnell und effektiv digitale Medien zu nutzen. Ich finde nicht, dass wir zwanghaft an alten Traditionen festhalten sollten, nur um der Nostalgie willen.

Kandidat A:
Da hast du natürlich nicht ganz Unrecht. Trotzdem denke ich, dass eine saubere Handschrift auch etwas mit Disziplin, Sorgfalt und persönlicher Wertschätzung zu tun hat. Wer heute noch einen Brief von Hand schreibt, zeigt damit doch auch besondere Mühe und Respekt gegenüber dem Empfänger. Ich glaube, diese Werte sind heute wichtiger denn je, wo so vieles schnell und unpersönlich geworden ist.

Kandidat B:
Das stimmt, handgeschriebene Briefe haben eine besondere Wirkung, das habe ich auch schon erlebt. Aber seien wir ehrlich: Im Alltag dominiert das Digitale. Schon in der Schule wird vieles nur noch am Tablet erledigt. Vielleicht sollten wir eher darauf achten, dass die Kinder lernen, wie man sich präzise ausdrückt – egal ob mit Stift oder Tastatur. Das Verfassen klarer Texte ist meiner Meinung nach wichtiger als eine schöne Schrift.

Kandidat A:
Natürlich ist der Inhalt wichtig, aber ich finde, es ist nicht entweder oder. Warum können wir nicht beides gleichzeitig fördern? Eine gute Handschrift verbessert ja auch die motorischen Fähigkeiten und das Gedächtnis. Studien zeigen, dass handschriftliches Schreiben das Lernen unterstützt. Es geht also nicht nur um Ästhetik, sondern auch um kognitive Entwicklung.

Kandidat B:
Das ist ein guter Punkt. Gerade bei kleinen Kindern könnte man wirklich noch mehr Wert auf handschriftliche Übungen legen. Aber ich denke, ab einem gewissen Alter sollten die Schüler auch gezielt den Umgang mit digitalen Texten lernen, denn das wird später im Beruf viel relevanter sein.

Kandidat A:
Da sind wir uns einig. Ich würde mir wünschen, dass Schulen einen ausgewogenen Ansatz wählen: In den ersten Schuljahren intensive Förderung der Handschrift und später eine schrittweise Einführung in das digitale Schreiben. Außerdem könnte man kreative Projekte machen, bei denen beides kombiniert wird, zum Beispiel ein Tagebuch, das sowohl handschriftlich als auch digital geführt wird.

Kandidat B:
Das wäre eine schöne Idee. Vielleicht könnten auch handschriftliche Elemente bei offiziellen Anlässen erhalten bleiben – zum Beispiel beim Verfassen von Dankesbriefen, bei Einladungen oder besonderen Mitteilungen. So bleibt die Handschrift im Bewusstsein, ohne dass sie eine Belastung im Alltag darstellt.

Kandidat A:
Genau. Es geht nicht darum, die Technik zu verteufeln, sondern darum, das Bewusstsein für persönliche und kulturelle Ausdrucksformen zu bewahren. Wir sollten die Vorteile beider Welten nutzen, anstatt eine gegen die andere auszuspielen.

Kandidat B:
Absolut. Am Ende geht es doch darum, eine Balance zu finden zwischen Tradition und Moderne – und unseren Kindern die Möglichkeit zu geben, beide Fähigkeiten souverän zu beherrschen.

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