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Lesen Sie zuerst den Artikel und lösen Sie dann die Aufgaben (1–5) zu dem Text. Entscheiden Sie, welche Lösung (a, b oder c) richtig ist.
Plastikfrei einkaufen – ein Ideal mit Hürden
Wer dieser Tage durch die Straßen von Grünfels oder Altbergen geht, hört manchmal ein leises Klappern in den Einkaufstaschen. Es sind leere Behälter aus Kunststoff oder Glas, die viele Kundinnen und Kunden mittlerweile selbst mitbringen – nicht etwa für Getränke, sondern um an der Frischetheke Käse, Oliven oder Aufschnitt plastikfrei verpacken zu lassen.
Dieser Trend, der vor einigen Jahren in kleinen „Ohne-Verpackung“-Läden begann, findet nun langsam seinen Weg in den klassischen Einzelhandel. Inzwischen gibt es in ganz Nordland über 60 Geschäfte, die fast vollständig auf Verpackungen verzichten. Die meisten davon findet man in größeren Städten. Doch der Einkauf dort ist nicht gerade günstig – denn ohne Großhandelsrabatte und mit einem hohen Aufwand für Organisation und Reinigung können die Betreiber ihre Produkte kaum so billig anbieten wie große Ketten. Dafür bekommt man in der Regel Bio-Ware, lose abgefüllt und umweltfreundlich.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Man nimmt nur so viel mit, wie man wirklich braucht, und produziert deutlich weniger Müll. Dennoch bleibt das Konzept für viele eine Herausforderung. Preis, Planung und Aufwand schrecken noch immer eine breite Käuferschicht ab.
Auch der Unternehmer Stefan Grünberg, Inhaber von elf Supermärkten im Bundesland Felsenhain, wurde durch eine TV-Dokumentation über das Thema aufmerksam. Er wollte handeln. Also beschloss er, schrittweise Alternativen zur Plastikverpackung in seinen Märkten anzubieten: wiederverwendbare Netze für Obst und Gemüse, Jutebeutel für Backwaren, eigene Boxen für Frischware. „Es ist ein langer Weg, aber ich bin überzeugt, dass es möglich ist“, sagt Grünberg. Doch seine Angestellten waren zunächst skeptisch: „Wie soll das hygienisch gehen?“, fragten sie.
Tatsächlich fehlen klare gesetzliche Vorgaben. Ob und in welcher Form mitgebrachte Behälter genutzt werden dürfen, liegt oft im Ermessen der lokalen Behörden. Die Verantwortung für die Hygiene tragen die Märkte selbst – und damit auch das Risiko. Ob Kunden saubere Dosen mitbringen, ob das Handling praktikabel ist – das zeigt sich erst im Alltag.
Für Stefan Grünberg geht es nicht um Profit. Ihm ist die Umwelt wichtiger. Doch obwohl viele die Idee loben, wird das Angebot kaum angenommen. „Die meisten Leute kaufen spontan ein“, sagt er. „Wer denkt da schon an eine leere Dose in der Tasche?“ Von mehreren tausend Kunden am Tag nutzen gerade einmal fünf bis zehn das Mehrwegsystem.
Rabatte oder Bonusprogramme haben nur kurzfristige Wirkung gezeigt. Deshalb will Grünberg bald Pfandbehälter anbieten: Wer spontan kommt, kann eine Dose leihen, später zurückgeben – die Reinigung übernimmt der Markt. Doch dafür braucht es nicht nur Behälter, sondern auch eine professionelle Spülanlage. Eine Investition, über die er derzeit nachdenkt.
Fest steht: Der komplett verpackungsfreie Einkauf bleibt wohl eine Ausnahme. Was bleibt, ist der Mittelweg – weniger Plastik, dafür mehr Verantwortung beim Einkauf. Die Supermärkte sind den Unverpackt-Läden keine direkte Konkurrenz. Aber auch nicht ohne Einfluss. Denn am Ende entscheidet der Kunde, ob er Verpackungen vermeiden möchte. Und viele hätten jetzt schon die Möglichkeit dazu – wenn sie es denn wirklich wollen.