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Gute Pädagogik beginnt dort, wo Neugier geweckt und vertraute Stoffe neu erfahrbar werden. Wenn Erwachsene mit Leidenschaft erzählen, werden selbst ferne Zeiten für Kinder greifbar.
Eine Auszeichnung für frühkindliche Bildung ging in diesem Jahr nach Freiburg: Die Erzieherin Klara Sonnleitner wurde für ihre außergewöhnliche Arbeit geehrt. Weit über zwei Jahrtausende trennen uns von den großen Epen der Antike – und doch schafft es Sonnleitner, diese alten Stoffe in der Gegenwart lebendig zu machen. Mit handgemachten Requisiten, szenischem Erzählen und leisen, spannungsreichen Beschreibungen lässt sie Figuren und Abenteuer in den Köpfen der Kinder entstehen. Seit 35 Jahren arbeitet die heute 64-Jährige im Kinder- und Familienhaus am Münsterplatz in Freiburg; direkt nach ihrem Anerkennungsjahr hat sie dort begonnen und ist geblieben. Seit 21 Jahren verantwortet sie außerdem die pädagogische Leitung ihres Bereichs. Vor wenigen Monaten – kurz vor dem Ruhestand – erhielt sie den Deutschen Erzieherpreis der fiktiven Stiftung Mosaik, für den sie von ehemaligen Hortkindern nominiert worden war. Es war ihre erste Teilnahme – und gleich ein Volltreffer: Trotz über 5.800 Einsendungen setzte sie sich durch.
Ihre Liebe zu alten Geschichten begann früh, erzählt Sonnleitner. In Hohenbrunn habe sie als Jugendliche in einer Lesegruppe Sagen und Mythen entdeckt – angeleitet von einer inspirierenden Kursleiterin. „Wenn ich irgendetwas studiere, dann das Erzählen“, habe sie sich damals gesagt, auch wenn zu Hause Skepsis herrschte. Dass ausgerechnet der Erzieherberuf – alles andere als ein klassischer Nine-to-Five-Job – einmal ihr Weg sein würde, habe trotzdem niemanden überrascht.
Vor dem Anerkennungsjahr in Lörrach kamen Zweifel: „Wissen vermitteln – ja. Aber ob Kinder meine Begeisterung teilen?“ Die Antwort kam schneller als gedacht. Die Gruppen reagierten mit offenem Staunen; besonders beeindruckt hätten sie die Ruhe, mit der Sonnleitner erzählt, und die bildhafte Sprache, mit der sie komplexe Inhalte kindgerecht macht. Der Erzieherpreis wird jährlich verliehen: Kinder und Jugendliche aus der aktuellen oder vorherigen Abschlusskohorte können „ihre“ Erzieherinnen und Erzieher vorschlagen – mit Texten, Fotos oder kurzen Videos. Sechs Abiturientinnen und Abiturienten aus Freiburg meldeten Klara Sonnleitner gemeinschaftlich an. „Kurz vor den Prüfungen haben wir von dem Preis erfahren und sofort an Frau Sonnleitner gedacht“, sagt der 19-jährige León Wallner. „Niemand hat uns so nachhaltig geprägt wie sie.“ Um die Jury zu überzeugen, drehte die Gruppe ein Video-Porträt.
Über die Auszeichnung habe sie sich „riesig“ gefreut, sagt Sonnleitner. „Der Abschied fällt nicht leicht – aber so fühlt sich ein runder Schlusspunkt an.“ Ganz aufhören will sie dennoch nicht: Geplant sind Kurse an der Volkshochschule Freiburg, außerdem ein kleiner Lesezirkel mit ehemaligen Kindern, die inzwischen Jugendliche sind. Große Reisen? „Eher ein paar Wochenenden ins Umland“, sagt sie und lächelt. „Die alten Geschichten werden mich weiter begleiten – nur eben in einem anderen Tempo.“