Buchstaben

Lesen Sie den Text und die Aufgaben. Welche Lösung (a, b oder c) ist jeweils richtig?

35% (9 out of 26 people answered correctly the first time)

Keine Angst mehr vor Buchstaben

In der Schweiz leben nach aktuellen Schätzungen (Bundesamt für Statistik, Stand 2023, potenziell veränderlich) rund 750 000 bis 900 000 Erwachsene, die trotz Schulbesuchs nicht sicher lesen oder schreiben können. Einige beginnen erst später im Leben damit, die versäumten Grundlagen neu zu lernen.

Ein neuer Anfang – trotz Unsicherheit

„Das Gespräch mit meinem Vorgesetzten lief wirklich gut“, erzählt Lukas Merian seiner Lerngruppe und wirkt dabei zugleich stolz und vorsichtig optimistisch. „Auch beim Reden fühle ich mich heute viel sicherer.“
Der 34-Jährige lächelt zaghaft. „Es hat sich wirklich gelohnt, hier anzufangen.“

Neben ihm sitzt Mara Belatti, die ebenfalls seit zwei Jahren Teil des Kurses ist. Die Frauen und Männer dieser Gruppe arbeiten daran, das aufzuholen, was sie irgendwann in ihrem Leben aufgegeben hatten: Lesen und Schreiben. Einmal pro Woche treffen sie sich, sprechen über ihre Fortschritte, ihre Rückschläge — und motivieren sich gegenseitig.

Jahrelanges Verbergen

Fast ein Jahrzehnt arbeitete Mara Belatti bei einer großen Versicherungsfirma in Altmünster.
„Kurze Texte wie Witze oder einfache Notizen verstand ich“, erzählt die heute 46-jährige Mutter. „Aber schreiben konnte ich nur meine Adresse.“

Sie hatte dafür ein bemerkenswert gutes Gedächtnis für Zahlen und Details, was vielen Kolleginnen und Kollegen gar nicht auffiel. Erst als sie ihren späteren Mann kennenlernte, wurde es schwierig:
„Ich hatte panische Angst, ihm zu sagen, dass ich kaum schreiben kann. Ich dachte, er hält mich dann für unfähig.“

Tim Wagner, ein weiterer Teilnehmer, kämpft bis heute mit starken Schwankungen zwischen Hoffnung und Entmutigung.
Da seine Eltern oft umgezogen seien, habe er in der Schule keinen Anschluss gefunden. „Als ich vor drei Jahren zu diesem Kurs kam, konnte ich überhaupt nichts“, sagt der inzwischen 37-Jährige. „Ich schämte mich so sehr, dass ich kaum Kontakte hatte und fast immer allein war.“

Heute kann Tim sich deutlich besser ausdrücken und beteiligt sich zum ersten Mal in seinem Leben aktiv an Gesprächen.
Ganz zufrieden ist er trotzdem noch nicht:
„Wenn ich eine Zeitung lese, stolpere ich oft über Wörter, die ich nicht verstehe. Dann packt mich die Verzweiflung — und manchmal werfe ich den Text einfach weg. Es fühlt sich an, als hätte ich einen kleinen Dämon in der Hand.“

Mehr Selbstvertrauen durch Lernen

Lese- und Schreibschwächen belasten das Selbstwertgefühl stark, erklärt Dr. Simone Hardegger, Kursleiterin im Verein Schreiben Lernen für Erwachsene. Deshalb gehe es im Unterricht nicht nur um Grammatik oder Rechtschreibung.

„Wir trainieren auch, wie man über Probleme spricht, wie man um Hilfe bittet und wie man sich selbst ernstnimmt“, betont Hardegger.
Der wichtigste Moment sei oft der, in dem die Teilnehmenden merken: Ich bin nicht allein damit.

Nach zwei Jahren seien viele kaum wiederzuerkennen.
Manche wagen sich erstmals an anspruchsvollere Stellenanzeigen, andere gewinnen ein Stück ihrer Freiheit zurück.

Jonas Keller, ein weiterer Kursteilnehmer, erinnert sich gut an frühere Situationen:
„Früher konnte ich nie mitreden, wenn andere über einen Zeitungsartikel sprachen. Ich hatte Angst, alles falsch zu verstehen und mich zu blamieren.“
Heute beteiligt er sich regelmäßig an Diskussionen – entspannt und ohne Angst, ausgelacht zu werden.

In der Schweiz leben laut dem Text viele Menschen, die

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Aufgabe 1 – Lösung & Erklärung

Richtige Antwort: B

Warum ist Antwort B richtig?

Im Text wird erklärt, dass in der Schweiz Hunderttausende Erwachsene leben, die trotz Schulbesuchs nicht sicher lesen oder schreiben können. Es geht also um Menschen mit deutlichen Lese- und Schreibproblemen.

  • Textstelle: „… rund 750 000 bis 900 000 Erwachsene, die trotz Schulbesuchs nicht sicher lesen oder schreiben können.“
  • Textstelle: „Einige beginnen erst später im Leben damit, die versäumten Grundlagen neu zu lernen.“

Warum sind die anderen Antworten falsch?

  • A: Es steht nichts darüber im Text, dass diese Menschen als Kinder nicht gern in die Schule gegangen wären. Entscheidend ist, dass der Schulbesuch nicht gereicht hat, um sicher lesen und schreiben zu lernen.
  • C: Der Text sagt, dass einige erst später im Leben neu anfangen, die Grundlagen zu lernen. Es steht aber nicht, dass diese Menschen erst im Erwachsenenalter überhaupt lesen lernen. Viele waren ja in der Schule.

Prüfungstipp: Achte auf Ausdrücke wie „trotz Schulbesuchs“ und „einige“. Sie zeigen, dass viele zwar in der Schule waren, aber trotzdem Probleme haben – und dass nicht alle erst als Erwachsene anfangen.

als Kinder nicht gern in die Schule gegangen sind. große Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben. erst im Erwachsenenalter überhaupt lesen lernen.

 

Mara Belatti

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Aufgabe 2 – Lösung & Erklärung

Richtige Antwort: A

Warum ist Antwort A richtig?

Über Mara Belatti erfahren wir, dass sie sich sehr gut Zahlen und Details merken kann. Ihr gutes Gedächtnis hat lange verborgen, dass sie beim Schreiben große Schwierigkeiten hat.

  • Textstelle: „Sie hatte dafür ein bemerkenswert gutes Gedächtnis für Zahlen und Details, was vielen Kolleginnen und Kollegen gar nicht auffiel.“

Warum sind die anderen Antworten falsch?

  • B: Es steht nur, dass sie fast zehn Jahre bei einer großen Versicherungsfirma gearbeitet hat. Von einer neuen Stelle nach dem Kurs ist nicht die Rede.
  • C: Ihren Mann lernte sie außerhalb des Kurses kennen: die Probleme begannen, als sie ihrem späteren Mann sagen wollte, dass sie kaum schreiben kann. Der Kurs wird erst später erwähnt, nicht als Ort der Begegnung.

Prüfungstipp: Verwechsel nicht „während des Lebens“ mit „im Kurs“. Der Text unterscheidet klar zwischen früherem Berufsleben, privatem Umfeld und späterem Kursbesuch.

kann sich Zahlen und Details sehr gut merken. hat nach dem Kurs eine neue Stelle in einer Versicherung bekommen. hat ihren Mann erst im Kurs kennengelernt.

 

Tim Wagner

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Aufgabe 3 – Lösung & Erklärung

Richtige Antwort: B

Warum ist Antwort B richtig?

Tim Wagner hat große Fortschritte gemacht, ist aber noch nicht ganz zufrieden. Er versucht heute, trotz Schwierigkeiten Texte zu lesen, etwa Zeitungsartikel – stolpert aber immer wieder über unbekannte Wörter und reagiert emotional darauf.

  • Textstelle: „Heute kann Tim sich deutlich besser ausdrücken und beteiligt sich zum ersten Mal in seinem Leben aktiv an Gesprächen.“
  • Textstelle: „Ganz zufrieden ist er trotzdem noch nicht …“
  • Textstelle: „Wenn ich eine Zeitung lese, stolpere ich oft über Wörter, die ich nicht verstehe. Dann packt mich die Verzweiflung — und manchmal werfe ich den Text einfach weg.“

Warum sind die anderen Antworten falsch?

  • A: Im Text steht genau das Gegenteil: „Ganz zufrieden ist er trotzdem noch nicht.“ Er ist also nicht „vollkommen zufrieden“.
  • C: Es heißt, dass seine Eltern oft umgezogen sind, dadurch hat er keinen Anschluss gefunden. Er ist nicht selbst umgezogen, weil er Schwierigkeiten mit Lehrkräften hatte – das wäre eine andere Begründung.

Prüfungstipp: Achte auf Formulierungen wie „ganz zufrieden ist er trotzdem noch nicht“: Sie sind ein klares Gegenargument gegen Antworten, die „vollkommen zufrieden“ behaupten.

ist inzwischen vollkommen zufrieden mit seinem Lernstand. bemüht sich heute, trotz Schwierigkeiten längere Texte zu lesen. ist umgezogen, weil er Schwierigkeiten mit seinen Lehrern hatte.

 

Die Kursleiterin Dr. Hardegger sagt, dass

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Aufgabe 4 – Lösung & Erklärung

Richtige Antwort: A

Warum ist Antwort A richtig?

Die Kursleiterin Dr. Simone Hardegger erklärt, dass Lese- und Schreibschwächen das Selbstwertgefühl stark belasten und dass im Kurs nicht nur Sprache trainiert wird, sondern auch der Umgang mit Problemen und mit sich selbst. Dadurch gewinnen die Teilnehmenden nach und nach mehr Selbstvertrauen.

  • Textstelle: „Lese- und Schreibschwächen belasten das Selbstwertgefühl stark, erklärt Dr. Simone Hardegger …“
  • Textstelle: „Deshalb gehe es im Unterricht nicht nur um Grammatik oder Rechtschreibung.“
  • Textstelle: „Wir trainieren auch, wie man über Probleme spricht, wie man um Hilfe bittet und wie man sich selbst ernstnimmt.“
  • Textstelle: „Nach zwei Jahren seien viele kaum wiederzuerkennen.“

Warum sind die anderen Antworten falsch?

  • B: Dr. Hardegger sagt ausdrücklich, dass es im Unterricht nicht nur um Grammatik und Rechtschreibung geht – das bedeutet, Grammatik spielt durchaus eine Rolle, ist aber nicht der einzige Schwerpunkt.
  • C: Im Text steht nichts darüber, dass sie selbst noch einen neuen Kommunikationsstil lernen müsse. Es geht um das Training der Teilnehmenden, nicht um ihre eigene Ausbildung.

Prüfungstipp: Wörter wie „nicht nur …“ sind wichtig: Sie bedeuten, dass dieser Bereich (Grammatik, Rechtschreibung) vorhanden ist, aber eben zusätzlich noch andere Ziele verfolgt werden (z. B. Selbstvertrauen, Kommunikation).

die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch den Kurs mehr Selbstvertrauen gewinnen. Grammatik in ihrem Unterricht keine Rolle spielt. sie selber noch einen neuen Kommunikationsstil lernen muss.

 

Jonas Keller

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Aufgabe 5 – Lösung & Erklärung

Richtige Antwort: A

Warum ist Antwort A richtig?

Früher hatte Jonas große Angst, sich zu blamieren, wenn andere über Zeitungsartikel sprachen. Heute ist die Situation anders: Er beteiligt sich regelmäßig an Diskussionen – entspannt und ohne Angst, ausgelacht zu werden.

  • Textstelle (früher): „Früher konnte ich nie mitreden, wenn andere über einen Zeitungsartikel sprachen. Ich hatte Angst, alles falsch zu verstehen und mich zu blamieren.“
  • Textstelle (heute): „Heute beteiligt er sich regelmäßig an Diskussionen – entspannt und ohne Angst, ausgelacht zu werden.“

Warum sind die anderen Antworten falsch?

  • B: Jonas hat früher nicht mitreden können, aber das bedeutet nicht, dass er einen Zeitungsartikel gelesen hat. Im Gegenteil: Genau diese Artikel waren das Thema der Gespräche.
  • C: Er hatte Angst, ausgelacht zu werden, aber im Text steht nicht, dass er tatsächlich ausgelacht wurde. Es geht um seine Befürchtung, nicht um reale Ereignisse.

Prüfungstipp: Unterscheide immer zwischen „Angst vor etwas“ und „es ist wirklich passiert“. Prüfungsantworten machen aus einer Angst oft scheinbare Realität – das ist eine typische Falle.

kann heute ohne Angst mit anderen über Zeitungsartikel sprechen. hat bisher noch keinen Zeitungsartikel gelesen. wurde früher von seinen Kollegen deshalb ausgelacht.

 


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